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Lcmnoy, pet.Ios. Alb.Freyh. v. — Lannoy, Ed.Freyh. v. 36l
Lieblichkeit und humoristische Naivetät seiner Compositionen, durch de-
ren kunstgemäßeDurchführung und seinen ganz eigenthümlichen delicaten
Vortrag. Der ihm hie und da gemachte Vorwurf, seine Motive wären
nicht genug tanzgemäß, ist nur in der Art des Vortrages bedingt,
welche 5ey seinen Compositionen freylich den richtigsten Tact, genaueste
Aufmerksamkeit und Auffassen der zartesten Nuancen erfordert. Meh-
reremahle machte L. auch Kunstausflüge, und wurde allenthalben mit
Beyfall überhäuft. In Wien spielr L. mit seinem vortrefflichen und
wohlbesetzten Orchester regelmäßig alle Montage und Donnerstage im
Paradies-und Volksgarten, woselbst sich jedesmahl ein sehr zahlreiches
und gewähltes Auditorium einfindet (Winterszeit: Sonntags in dem
Saale des Volksgartens), dann auch in einigen großen Gasthausgärten
in den Vorstädten. Zur Zeit desCarnevales wird seine Thätigkeit in meh-
reren großen Tanzsälen sehr in Anspruch genommen; vorzüglich hat er
die Tanzmusik in den k. k, Redoutensälen zu besorgen. Unter seinen vie-
len gelungenen Tanzcompositionen, welche kürzlich mit dem Erscheinen
der genial gedachten Iubelwalzer (zur Feyer der Huldigung des Kaisers
Ferdinand I.) die Zahl hunderterreicht, und mit seinen herrlichen
neuesten Walzern, l.'elche er der Kaiserinn Mar ia Anna widmen
durfte, dieselbe überstiegen haben, sind nebst diesen vorzüglich auszu-
zeichnen : Schnellsegler; — Olympwalzer; — Lockwalzer; — Pariserwal-
?er, der Königinn der Franzosen gewidmet; — Isabellenwalzer, der
verwitweten Königinn von Neapel gewidmet; — Kometwalzer; — die
Abentheurer; -^ die Humoristiker; — Pesther Walzer; — Dampfwal-
zer;— die Schwimmer :c. Auch lieferte L. viele sehr gelungene Cotillons,
Galoppen und Potpourris, auch Opernarrangements und Militärmusik.
Lannoy, Peter Jos. Albert, Freyh. v-, k. k. Staats- und
Conferenzrath bey der vormahligen österreich. - niederländischen Regierung,
und Ritter des St. Stephan-Ordens, wurde zu Brüssel 1733 ge-
boren, und starb zu Wi ld haus in Steyermark 1325. Er widmete
den größten Theil seines langen und thatenreichen Lebens den Staats-
geschäften, in welchen er sich von Stufe zu Stufe emporschwang, und
sich stets durch einsichtsvollen Fleiß, liberale ächt menschliche Gesinnung
und gründliche Kenntnisse auszeichnete. Von der Regierung in bewegten
Zeiten mit wichtigen Aufträgen beehrt, suchte er immer seine Pflichten
als Staatsdiener so zu erfüllen, daß zugleich die allgemeine Wohlfahrt
befördert wurde, und handelte stets mit der größten Uneigennützigkeit.
Kein Feld der Literatur blieb ihm fremd, und rastlos trug er die Mate-
rialien zu einem größern Werke über Politik und Geschichte zusammen,
an dessen vollendeter Ausarbeitung ihn nur die Schwäche seines hohen Al-
ters hinderte. Er war im wahren Sinne des Wortes ein Ehrenmann.
Lannoy, Eduard. Freyh. v./ Sohn des Vorigen, geboren
zu Brüssel 1787, verließ sehr früh sein Vaterland, emigrirte mit
seinen Ältern, und durchzog mit ihnen den größten Theil von Deutsch-
land. Die Jahre 1796—1801 brachte er mit geringer Unterbrechung
zu Gratz in Steyermark zu, und vollendete in diesem Zeiträume die
Normal- und Gymnasialschulen, so wie das erste Jahr der Philoso-
phie. 1301 kehrte er nach B r ü s s e l zurück, studirte on der dor-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie