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und in demselben vor Allem die Franz ensburg. Das alte Schloß ist
übrigens ein unbedeutendes, unregelmäßiges, kleines viereckiges Gebäude
Einst war es, nach Sitte der damahligen Zeit, von einem Wassergra-
ben umgeben, welcher indessen schon lange Zeit mit Erde ausgefüllt und
in einen Blumengarten verwandelt wurde. Übrigens hat man an bemal-
ten Schloßgebäude in der neueren Zeit so viele Veränderungen, Verbes- '
serungcn und Bequemlichkeiten angebracht, als nach dessen ursprünglicher
unvollkommener Anlage möglich war. Das neue Schloß steht in einer
betrachtlichen Entfernung von dem alten, es ist zwar nur ein Stockwerk
hoch, und stellt sich vott Außen eben nicht sehr imposant dar, doch ist es
von Innen, zwar nicht mit kaiserlicher Pracht, doch sehr bequem, nied-
lich und gefällig eingerichtet, schöne Gemälde und im Billardsaale die
schöne Marmorgruppe Beyer 's , Meleager darstellend, schmücken
die kaiserlichen Gemächer. An das Hauptgebäude sind viele und weitläu-
fige Gebäude für Gäste, für die Dienerschaft, ein niedliches Theater,
eine Reitbahn :c. angelegt. Die sämmtlichen Nebengebäude sind jedoch
ohne ein oberes Stockwerk. Hinter dem neuen Schlosse liegr der eigent-
liche kaiserl. Privatgarten, er ist nicht sehr groß, auch ohne prächtige
Anlagen, aber sehr niedlich, gut unterhalten und dessen Hauptbestand-
theile sind meistens Blumenbeete und Fruchtbäume. Der Park ist seiner
Größe und schönen Anlagen wegen einzig in seiner Art zu nennen. Er
umfaßt nach dem neuesten Ausmaße an 700 österr. Joche, jedes zu 1600
Quadratklafter gerechnet, ein Flächeninhalt, mit welchem sich) die riescn-
maßigen Anlagen zu E isg rub(s. d.).und B r u ck an derLeytha(s. d )
abgerechnet, wohl keine Gartenanlage des Kaiserstaates messen kann. Er
ist nach allen Richtungen mit Fahrwegen, Fußsteigen und Canälen durch-
schnitten und enthalt eine Fülle der herrlichsten Anlagen, LusigebZude,
Teiche, Grotten :c. Die sehenswürdigsten Gegenstände desselben sind: Der
große Teich, weicher die Franzensburg umgibt, an 72,000 Q.Klftr. groß
und nnt Schiffchen aller Art zur fröhlichen M'.d durch die herrlich angebrach-
ten Fernsichten sehr genußreichen Wasserfahrt besetzt. Die Canale des-
selben führen zu künstlich aufgethürmten Felsenufern, Wasserfallen,
Inseln:c. Der kleine Prater, eine Miniaturnachbildung des Wiener'
Praters mit seinen Ergötzlichkeiten ; der Tempel der Diana; der Tempel
der Eintracht; die Einsiedeley; das Fischerdörfchen; das Ringelspiel, in
Gestalt einer Moschee; der Teich mit der chinesischen Brücke; das baro-
cke (seit längerer Zeit jedoch verschlossene) Haus'der Laune; die Meie-
rey; die Löwenbrücke; das Vogelschießen: der Laubsitz :c. Die gvößte
Zierde und Merkwürdigkeit L.'s aber ist die von Kaiser Franz 1801
angelegte Franzensburg, ein höchst anziehendes Gebäude, welches ein
Ritterschloß aus dem Mittelalter mit allen damahls gewöhnlichen Anlagen
und Einrichtungen bis ins Kleinste auf das getreueste darstellt, und des-
sen innere Einrichtung in antiquarischer Hinsicht gewiß nicht seines .Glei-
chen in Europa hat. Hier ist fast kein Stück der Einrichtung, welches nicht ein
ächtes, durch Kunstwerth oder hohes Alterthum ausgezeichnetes Überbleibsel
deö MittelalcerS wäre. Die ältesten Klöster und Stifte des Landes, so wie
die Besitzer der ältesten Schlösser und Burgen beeiferten sich, ihre kost-
barsten Denkmähler hier niederzulegen, wo sie am besten vor der Zersiö-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie