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Militärgränze. I. Geschichte. 673
mahliger römisch-deutscher Kaiser Ferdinand II.) in 70 verlassenen
Schlössern 1597 Unterkunft gab. Ein Privilegium Rudolph'sls. verlieh
ihnen Religions- und Abgabenfreyheit, und machte ihnen die Bebauung
ihrer Grundstücke und die Vertheidigung der Gränzen gegen die Türken
zur Pflicht.-So gerieth der Gränzstaat immer mehr in Aufnahme und
1652 belief sich der Truppenstand, welcher 1580 nur 2,232 Mann be-
trug, schon auf 3,366. Ein 'Zeichen der Vernachlässigung desGranzwe-
sens war die Abnahme der Truppenzahl in der Warasdiner Gränze 1678.
Wenige Jahre spater dachts man wieder sorgfältiger auf die Vermeh«
rung der Gränzvölker. So wurde 1633 ein Corps von 5,800 Croaten
geworben^ und 1637 die Ansiedlung von 4,000 Raizen bewirkt. Die
croatischen Granzer haben in den Kriegen gegen die Türken stets tavfer
gefochten, und bey der Wiedereroberung der von diesem Feinde zwischen
der Kulpa und Unna besetzten Gegenden wirkten sie besonders kräftig
mir. Sie allein warey es, welche L icca ,Korbawia und Zwoni^
grad den Türken 1639 bleibend entrissen. Ihre Anführer hießen Capi-
täne, und den Ban vsn Kroatien, Slavonien und Dalmatien erklärten
die Stünde des Landes zum Ober-Capitan. So bestanden nach dem
Carlowitzer Frieden 1699 die 3 Gränz-Generalate: Das Carlstädter-,
das Warasdiner- und das Banal-Gränz, Generalat. Das im Süden
der Carlstädter Gränze eroberte Land Licca, Korbawia und Zw o-
nigrad wurde 1711 nach verschiedenen Versuchen der Verwaltungsart,
besonders da die kriegerischen Liccaner nie geneigt waren/ einer Civil-
Gerichtsbarkeit sich zu unterwerfen, der Militärverwaltung übergeben.
Dadurch gewann die Carlstädter Gränze ihren Schlußstein und ihrTrup-
penstand, noch 1710 nur 1,514 Mann zählend, war 1716 schon auf
5,436 gestiegen, und 1717 war ihre Zahl schon 13,034. AuchdieWa-
rasdiner Gränze zählte damahls 10,919 Mann. — Zwey Jahrhunderte
hatten von dem Werthe der croatischen Gränze die Überzeugung ver-
schafft. Der Kampf mir Johann Zapolya wurde durch die tapfern
Granzer zu Gunsten Ferd in and's I. entschieden, und seitdem verbrei-
ten sich die Fittige des österr. Adlers über Ungarn zum Wohle des Rei-
ches. Leopold I. beschloß den längs der Save, Theiß und Maros ge-
legenen Gegenden nach dem Vorbilde der croatischen Gränze eine dauern-
de militärische Verfassung zu geben, und so entstand 1702 die slavo-
nische Gränze unter der Verwaltung des k. k. Hofkriegsrathes und
der k. k. Kammer in Wien. Die slavonische Gränze erlitt 1747 eine
Verminderung durch die Einverleibung eines betrachtlichen Theils der-
selben mit Ungarn. Indessen wurde im Banate das Gränzwesen zum
Ersatz für diese bis auf die vorbehaltenen Bezirke an der Save einge-
gangene Gränzprovinz ausgebildet. Die Verhandlungen mit der Kammer,
welcher 1751 ein Theil des Banats von der Militärverwaltung über-
lassen wurde, verzögerten die völlige Ausmitrlung des neuen Granz-
gebiethes, welche erst 1763 zu Stande kam. 1773 theilte es sich durch
zahlreiche Ansiedler, besonders Deutsche, mehr bevölkert und selbst im
Territorium erweitert, in die walachische und illyrische Gränze, und in
das deutsche Ansiedlungs-Regiment. — 3 Jahre später erhielt die b a-
na tische Gränze ihre jetzige Ausdehnung. — Zur Sicherung des
Oesicrr. Nat. Encyll. Vd. l l l 43
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie