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M o r l a k e n.
Gedächtnisse/ so wie mit geübter, nüchterner Urtheilskraft, bildeten ihn
zu einem Gelehrten, dessen Forschungen alle Zweige des menschlichen
Wissens umfaßten. Bald erlangte M., durch die Menge der Handschrif-
ten, die er in der Bibliothek auf das sorgfältigste studirte, eine solche
Sicherheit in Beurtheilung der Schriftzüge zur Zeitbestimmuug, daß
sein Aussprüch für die sicherste Autorität angenommen wurde. Noch im
reiferen Alter lernte M. Griechisch und Französisch. 1778 wurde M.
Bibliothekar der St. Marcus-Bibliothek inVen edig, nachdem er frü-
her mehrere ähnliche Anträge aus Liebe zur Unabhängigkeit ausgeschla-
gen hatte, und dieVervollständigungundVermehrung dieser reichenBücher-
sammlung wurde von dem Augenblick an, als M. ihr Vorsteher ward,
der Hauptzweck seines Strebens. 1783 mußte er mit vielem Schmerz
die von den französischen Behörden angeordnete Verlegung der Samm-
lung aus ihrem berühmten alten Gebäude sehen. Geehrt durch den Or-
den der eisernen Krone, durch die Liebe Aller, welche mit ihm in nähere
Berührung kamen, starb M. den 5. May 1819 in seiner Vaterstadt.
Die vorzüglichsten seiner vielen trefflichen Schriften sind: viss. stori-
ca intoi lio alia pubblica Iibreria di san Marco, Venedig 1774. —
Coäd. manuscr. lat. bibliotnecae I^anisnae relati, c. opusculis
ineditis ex iisdem depromtis, eb. 1776. — Ribliotnecae manu-
scripta, Bassano 1802; von welchem Werke zwar nur der 1. Band
erschien, welcher jedoch M.'s kritischen Scharfsinn und sein Alles um-
fassendes Wissen am meisten erkennen laßt. — Epistolae septem
variae eruditionis, Padua 1319; in welchen Briefen, die zugleich
ein vollständiges Verzeichniß seiner Schriften enthalten, M. von den Gc-
lehrten Europa's gleichsam Abschied nimmt. Seine kleineren Schriften,
die größtentheils zu Venedig 1821 erschienen, sind bibliothekarischen,
antiquarischen und biographischen Inhalts. Er gab auch Aristides Rede
gegen den Leptmes, Libanius Apologie des Sokrates und Aristoxenos
rlivtnmica elementa mit Anmerkungen heraus. 1308 erschien zu Ve-
nedig seine Descrixione delle feste, satte in Venexia per la venuta
di 8. Maesta Imp. etc. Seine Operette gab Oomba 1320 ebenda in
3 Thlen. heraus.
Morlaken (d. i. Morovviacni oder Serben, die am Meere,
More, wohnen); so nennt man inegemein die Gebirgsbewohner der
dalmat. Kreise Zara und Epalato, mit Ausnahme der Inseln. Cs sind
Serben und Bosniaken, die ungefähr um die Mitte des 14. Iahrhun-
dertes hier als Hirten eingewandert sind, ihre Zahl schätzt man auf
80,000, wovon 70,000 der katholischen, l0,000 der griechischen Kirche
zugethan sind. Der Morlake ist an alle Beschwerden des Lebens von Ju-
gend auf gewohnt, er schwimmt eben so gut im Meere und lenkt
Schiffe, als er über die Berge steigt und Lasten trägt, er ist auch an
einfache magere Kost gewohnt, welche meistens aus emigen Zwiebeln,
Gemüsen, Fischen und Zwieback besieht, aber geistige Getränke liebt er
leidenschaftlich. Die Sitten der M. sind ziemlich roh zu nennen, jedoch
kann man ihnen Gastfreundschaft, Anhänglichkeit an den Landesfürsten
und Gehorsam gegen die Vorgesetzten nicl t absprechen , zu welchcn
Hauptcharakterzügen aber auch Hang zum Mi.sii<,gange, E chlauhcit
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie