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Moscardo. — Moscheles.
und List, Heftigkeit und aufbrausendes Wesen , welches erst mit der
Verwundung oder wohl gar nur mit dem Tode des Feindes beschwichtigt
ist, und Leichtsinn gehören. Viele Tage des Jahres vergehen mitNichts-
thun, noch immer beobachten sie die alten abgeschafften Feyertage, bloß
um diesem Hange zu fröhnen, nur das Weib ist Sklavinn und muß
alle Haus-, Aeld- und Gartenarbeit allein verrichten. Die M. besitzen
noch einige Überbleibsel ihrer alten Volkspoesie, wovon Goethe einige
schöne Mersetzungsproben geliefert hat.
Moscardo, Graf Lu ig i , Patrizier von Verona im 17.
Jahrhundert, bekleidete mehrere angesehene Amter in seiner Vater-
stadt, und schrieb eine Geschichte von Verona in 12 Büchern. Auch
errichtete er ein Museum in seiner Vaterstadt, wovon eine Beschreibung
unter dem Titel: Hlemorie dvl Museo del Conte L. Moscardo,
descritte in 3 libri, mit Kupf. Verona 1762 erschien.
Moscati, pietro Graf v., berühmter Arzt und Staatsmann,
wurde geboren 1736 zu Mai land, und studirte daselbst die Arzney-
wissenschaften ; sein lebhafter Geist drang jedoch in alle Fächer des
menschlichen Wissens, er überstürzte sich jedoch manchmahl im großen
gelehrten Eifer; so faßte er z.B. die Ideen Rousseau's vom Naturzu-
stande mit solcher Lebhaftigkeit auf, daß er durch alle Gründe der Ana-
tomie und Physik die Leute bewegen wollte, auf allen Vieren zu gehen.
Bald wurde M. auch in die Unruhen der Revolution verflochten, 1793
zu einem der Directoren und bald darauf zum Präsidenten der cisalPini-
schen Republik erhoben. Nach dem Eindringen der Österreicher und
Russen 1799 in Italien, wurde M. verhaftet, jedoch b^ey einer Krank-
heit des Erzherzogs Carl zu Rathe gezogen und wieder freygelassen.
Nach der Schlacht von Marengo trat M. wieder in öffentliche Dien-
ste, und war 1305 Mitglied der Staatsconsulta, welche Napoleon
die Königskrone von Italien antrug. Er genoß voli dieser Zeit an des
Kaisers so wie des Vicekönigs ganzes Vertrauen, und wurde zum Ge-
neral-Director des öffentlichen Unterrichtes, Mitglieds des italienischen
Institutes, Präsidenten der italienischen Akademie und zum Großwür-
denträger des Ordens der eisernen Krone ernannt. M. war jederzeit einer
der eifrigsten Beförderer der Künste und Wissenschaften, sein Haus,
mit den vortrefflichsten, reichhaltigsten Sammlungen, war jedem Ge-
bildeten zum freyen Gebrauche offen. Selbst in seinen hohen Würden
blieb M. für seine Freunde und Bekannte der thätigste Arzt, und ver-
sagte überhaupt seine Hülfe Niemand, der ihn darum ansprach. 1314
trat er aus dem öffentlichen Leben, und verlebte seine letzten Jahre in
Stille und Zurückgezogenheit, wohin ihm die Achtung seiner Mitbürger
und aller Freunde der Künste und Wissenschaften folgte. Er starb zu
Mailand den 29. Iän. 1324 in einem Alter von 33 Jahren. Von
ihm war in Druck erschienen: Dells corpnr^e dilleren^e cssenxiaii
clie p353ano fra la 5trlitlura de' bruti e la umana. Mailand 1779,
2. vermehrte Aufl. 1771. Deutsch von Beckmann, Göttingen 1771.
Moscheles, Igna) , einer der vorzüglichsten Pianofortespieler
und beliebter Componist für dieses Instrument, ist geboren zu Prag
den 30. May 1794. Sein Vater, ein israelitischer Kaufmann, ließ
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie