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Mozart, Uiolfgang Amadeus.
begann nun, dem Kleinen Unterricht in der Violine zu geben, und er
schritt im Spielen derselben so schnell vor, als es beym Claviere der Fall
gewesen war. Trotz der täglichen Bewunderung und des Lobpreisens der
Menschen über seine Geschicklichkeit, blieb M. doch das bescheidenste Kind.
Im Iuny 1763, also in M.'s 7. Jahre, unternahm die M.'sche Familie
die erste große Reise. Es ging zuerst nach München, wo M. ein Concert
auf der Violine vor dem Churfürsten spielte. Er präambulirte dazu zur
allgemeinen Verwunderung, aus dem Kopf. In Augsburg, 3)?an-
heim, Frankfurt a. M./ Mainz, Coblenz, Köln, Aachen
und Brüssel gaben die Kinder entweder musikalische Akademien für das
Publicum, oder spielten bey verschiedenen Großen mit ausgezeichnetem
Beyfall. Im November kamen sie in Paris an. Sie ließen sich vor der
königl. Familie zu Versail les hören.. Auch spielte M. in der dortigen
Capelle vor dem Hofe die Orgel. Für das Publicum gaben sie zwey große
Akademien in einem Privattheater. Sie fanden hiev besonders gün-
stige Aufnahme. Gleich nach der Ankunft waren der Vater und die beyden
Kinder in Kupfer gestochen worden, und die Auflage war schnell vergriffen,
so daß eine zweyte nöthig wurde. Auch wurde die Familie überall auf's
ehrenvollste behandelt. M. verfertigte hier in seinem 7. Jahre seine
beyden ersten Werke. Das erste dedicirts er der Madame Victoire,
der zweyten Tochter des Königs; das andere der Gräfinn Tesse. Beyde
Stücke wurden in Paris gestochen. — Nachdem sich die Familie 21
Wochen in Paris aufgehalten hatte, reiste sie am 10. April 1764 über
Calais nach England, wo sie sich bis in die Mitte des folgenden Jahres
aufhielt. Am 24. desselben Monaths ließen sich die Kinder vor dem König
und der Königinn hören; eben so wieder im folgenden Monath, wo M.
auch die Orgel vor dem Könige spielte. Sein Orgelspiel wurde mit
noch größerer Bewunderung aufgenommen, als sein Clavierspiel.
Die Kinder gaben nun eine große Musik, wobey alle Symphonien von
derComposition M.'s waren, zu ihrem Vortheile, eine andere zum Nutzen
des Hospitals der Wöchnerinnen. Der König und die Königinn spra-
chen mit der Familie deutsch. Der König empfahl aber besonders dem
Knaben, während seines Aufenthalts in England auch englisch zu lernen.
Als die Kinder noch einmahl vor der königl. Familie spielen mußten,
redete sie der König wieder in deutscher»Sprache an, M. aber antwortete
zur größten Überraschung und Freude des Monarchen in englischer.
In andern großen Häusern spielten die Kinder Concerte, zusammen auf
2 Clavieren, die besondern Beyfall erweckten. Auch sang der Knabe Arien
mit einer Empfindung, die ebenfalls Bewunderung erregte. — In Paris
und in London legte man ihm verschiedene schwere Stücke von Bach/
Händel und andern Meistern vor, die er nicht nur vom Blatt spielte,
sondern auch aufs erste Mahl schon in dem angemessenen Tacte und mit
aller Nettigkeit vortrug. Während des Aufenthalts in England, folglich
im 3. Jahre M.'s, componirte er 6 Sonaten, die er in London stechen
ließ, und der Königinn widmete. — Im Iuly 1765 fuhr die Familie
wieder nach Calais über, und reiste durch Flandern, wo M. sich häufig
auf den Orgeln der Klosterkirchen und der Cnhedralen hören ließ. —
Nach einer im Haag überstandenen schweren Krankheit war M.'s erste
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie