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736 Mozart, wolfgang Amadeus.
Grabe schätzbar blieb. Thomas war ein Schüler des berühmten Violini?
sten Nardini . Er war, wie M., erst 14 Jahre alt, aber auch schon
Virtuose. Die Freundschaft beyder Knaben verrieth nicht gewöhnliche
Knabenanhänglicbkeit, sondern die Zärtlichkeit zweyer tieffühlenden, über.
ei.'istimmmden Seelen. Sie achteten sich als Künstler, und betrugen sich
wie Manner. — In der Charwoche,kamen Vater und Sohn zu Rom
an, und gingen Mittwoch Nachmittags in die Sixtinische Capelle, das
berühmte zweychörige Miserere des Antonio Al legr i zu hören. M.
hatte sich, da es den papstlichen Musikern unter der Strafe der Excom«
munication verbothen war, diese Musik abcopiren zu lassen, vorgenommen,
sie zu Hause aus dem Gedächtnisse abzuschreiben. Er that es, und nahm
sein Manllscript, als dieses Miserere am Charfreytage wieder gegeben
wurde, mit in die Capelle, um in demselben, es im Hute haltend, noch
einige Verbesserungen anzumerken. Dieses wurde bemerkt, bald weiter
bekannt, und erregte allgemeines Aufsehen in Rom. Man drang in ihn,
es in einer Akademie beym Claviere zu singen. Der Caslrat Cristofo ri,
der es in der Capelle gesungen hatte, war zugegen, und machte durch
sein Erstaunen M.'s Triumph vollkommen. — Als er in Neapel in
dem Clitlgl'rvawrio alla piet^ spielte, sielen seineZuhörer auf den aber-
gläubischen Gedanken, es müsse in seinem Ringe Zauberey stecken. Als
dieses M. erfuhr, zog er den Ring ab, und nun wurde die Bewunderung
gränzenlos. Seine in Erstaunen setzende Fertigkeit und Geschwindigkeit
der linken Hand hatte er sich besonders durch das steißigste Studium der
Bach'schen Clavierwerke erworben. — Nachdem er in Neapel noch
eine große Akademie beym kaiserl. Gesandten, Grafen Kaunitz, ge-
geben hatte, kehrte er nach Rom zurück, wo ihn nun auch der Papst
zuhören verlangte, den er hoch entzückte, und von dem er das Kreuz
und Breve als militiae auratae Eques erhielt. — InBologna wur-
de er einstimmig als Mitglied und Maestro deila Accademia lilarmo-
nica aufgenommen. Nm diese Aufnahme den Statuten gemäß erlangen
zu können, hatte man ihn allein eingeschloffen, und ihm eine Antipho-
ne vierstimmig zu setzen gegeben. Er war in einer halben Stunde damit fertig
und erhielt nun das Diplom. Vater und Sohn eilten jetzt nach Mai-
land, weil sich M. zur Composition der ersten dortigen Carneval-Oper
verbindlich gemacht hatte. Wäre das nicht gewesen, so hätte er die Scrit-
tura zur ersten Oper auch in B ologna, Neapel und Rom erhalten.
Am Ende des Octobers 1770 kamen sie zu M a i l a n d an. Hier
componirte M. in seinem 14. Jahre die Opera seria: Hlitridate. Sie
wurde zum ersten Mahle am 26. December, und dann mehr als 20 Mahl
nach einander aufgeführt. Der allgemeine Beyfall, den diese Arbeit er-
hielt, erhellt auch noch daraus, daß die Impresa ihm sogseich den schrift-
lichen Accord auf die erste Oper für 1773 gab. —^ In Verona über-
reichte man dem jungen Künstler ebenfalls das Diplom als Mitglied von
der philharmonischen Gesellschaft. So verließ er Italien, allenthalben
mit Ehre ausgezeichnet, und mir dem ihm beygegebenen Nahmen: It
Cavalier« lilarmonico. — Da M. mit seinem Vater wieder in Salz-
burg eintraf, fand er einen Brief vom Grafen Firmian vonMai-
land, der ihm im Nahmen der Kaiserinn Mar ia Theresia die
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie