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718 Mozart , wo l fgang Amadeus.
Haydn aber selbst sprach sich aus/ daß er M. für einen der größten
Componisten halte, die je gelebt. Späterhin studirte M. Händel's
Werke. Die Gelegenheit zur innigen Bekanntschaft dieses Meisters gab
ihm Got t f r ied Freyh. van Sw ie ten , zu dessen Privatconcerten
M. Handel's Acis und Galathea, den Messias, die Cäcilia und das
Alexanderfest 1783—90 instrumentirte und für den Geschmack unseres
Zeitalters einrichtete. Eine Probe von diesen Bemühungen besitzen wir
in den zu Leipzig gedruckten Partituren des Messias und des Äleran»
derfestes. M. verheyrathete sich zu Wien mit Constanze Weber,
einer Schwester der Schauspielerinn Lanq. Er fand in ihr die würdig-
ste, liebevollste Gattinn und eine wahre Mutter von 2 mit ihr erzeug-
ten Kindern. So groß seine Kunst war, so gering blieb doch bis nahe
an seinen Tod sein Einkommen. Zwar erhielt er 1788, als ihn Kaiser
Joseph zum Kammercomponisten ernannte, auch einen sixen Gehalt,
es konnte ihn aber dieser, da er nur in 800 Gulden bestand, der Sorge
um Auskommen nicht überheben, und er blieb genöthigt, um seiner Fa«
wilie Hülfe zu verschaffen, Unterricht in Privathäusern zu geben und
für Kunsthändler zu arbeiten. Erst 1790 gkwann er eine Aussicht in eine
von Nahrungssorgen freye Zukunft. Er erhielt ein Anstellungsdecret
zum Capellmeister in der Stevhanskirche mib allen Emolumenten und zu-
gleich Bestellungen für 5as Wiener und Prager Theater, so wie auf pe-
riodische Lieferungen nach Amsterdam und Ungarn. Diese Aussicht
.kam aber leider zu kurz vor seinem Tode, als daß er den Seinigen
etwas hatte hinterlassen können, als den unvergänglichen Ruhm sei-
nes Nahmens und die Aufmerksamkeit eines großen Publicums auf sie,
das die Schuld für die süßen Freuden seiner Muse noch den Erben mit
Dank abzutragen suchte. — So ausgezeichnet seine Laufbahn war, so
kurz war sie auch. Kurz vor seinem Tode vollendete er noch zum größten
Theil sein unsterbliches Requiem. Rührend und ergreifend ist die Art der
Entstehung dieses Meisterwerkes. Eines Tages kam ein ihm Unbekann-
ter (Graf von Walsegg auf Stuppach) zu M., trug ihm die Com-
position einer Seelenmesse zur Todesfeyer seiner Gattinn auf, und über-
ließ M. den Preis dafür selbst zu bestimmen. Dieser forderte 200 Duca-
ten, wollte sich aber, um der Arbeit die möglichste Vollendung zu geben,
an keine Zeit binden. Demungeachtet zahlte ihm der Besteller die ver-
langte Summe voraus und versprach bey Ablieferung des Werkes noch
eine bedeutende Summe nachzuzahlen. Bald darauf begann M. die
Composition mit einem Feuer und Interesse, wie ihm noch keines seiner
Werke eingeflößt hatte, so, daß seine Gattinn von so ungewöhnlicher
Anstrengung für seine ohnehin schon angegriffene Gesundheit Alles fürch-
tete; ja M. äußerte selbst einst mit Thränen in den Augen/daß er das
Requiem für sich selbst setze. Seine Gattinn entriß ihm nun die Parti-
tur und gab sie ihm nur auf sein inständiges Bitten nach anscheinend völ-
lig hergestellter Gesundheit wieder. M. vollendete nun seine Arbeit bis
auf ein Geringes, siel aber in seine vorige Schwermuth zurück, erkrankte
bald darauf und starb den 5. Dec. 1791, kaum 36 Jahre alt. — So
frühe er aber auch in die Erde ging, so hatte er sich doch auf ihr einen
Nahmen gemacht, der nicht untergeht, so lange nur ein Tempel
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie