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730 M ü l l e r , w e n z e l .
nach ihrer Rückkehr von Wien nebst vielen ältern Rotten noch jene der
Sophie in Raupach's „die Fürsten Chawansky." — 1822, nachdem
sie ihreEngagementsbedingnissebey dem großherzogl. badenschenHoftheater
erfüllt, verließ M. Mannheim, geachtet und geliebt von Allen, die
sie kannten und sahen. Sie reiste nun mit ihren Altern nach Wien,
wohin sie einen ehrenvollen Ruf an das k. k. Hofburgtheater erhalten,
und woselbst sie am 5. Aug. 1322 zum ersten Mahl als neuengagirtes
Mitglied in der Rolle der Gräfinn Rutland (im Esser) auftrat, und das
kunstsinnige Publicum neuerdings ihren Eifer und ihr ausgezeichnetes
Talent mit rauschendem Beyfalle belohnte. Von nun an widmete sie ihre
ausgezeichneten Talente größtentheils der Wiener Hofbühne, wo sie
stets mit großem Beyfalle aufgenommen wurde. Auf den Bühnen Deutsch-
lands, wo sie nachher Gastdarstellungen gab, wie 1824 und 1325 zu
Gratz, 1826 zu Prag und Dresden, 1827 und 1828 zu Leip-
zig und Ber l in , ward M. nicht minder als vollendete Künstlerinn an-
erkannt. Ihr Eifer zur Kunst war unermüdlich. Aber nicht nur als
Künstlerinn, auch in Bezug auf zarte Weiblichkeit und häusliches Wir-
ken errang sich M. die Achtung und Liebe Aller, die sie kannten. Sie
las englische, französische und italienische Originalwerke, und zwar
mehr belehrende als erheiternde. Es finden sich in ihren höchst interessan-
ten Tagebüchern, welche sie „für meinen Schreibkasten" überschrieb, und
welche Graf Io h. Ma ila t h, (s. d.) so wie überhaupt ihre nachgelassenen,
Herz und Geist zugleich ansprechenden/ Papiere herausgab, tief durch-
dachte Auseinandersetzungen mancher Rollen, die sie zu studiren hatte.
M., nachdem sie zwar früher schon über Unpäßlichkeit klagte, aber selbst
wieder durch ihren regen Kunsteifer sich ermuthigte, erkrankte, da der
Geist schon lange mit dem Körper gestritten hatte, am 20. April 1829.
Jede ärztliche Hülfe war indeß vergebens und sie starb zuHietzing nächst
Wien am 20. Iuny 1830.
Mül ler , tVenzel, Capellmeister im Leopoldstädter Theater in
Wien und unstreitig der vorzüglichste Componist im ächten osterr. Volks-
tone, dessen Products selbst Goethe ehrend erkannt und gewürdigthat,
war geboren zu Türnau in Mähren dsn26. Sept. 1767. Schon in frü-
hester Jugend zeigte M. viele Anlagen und große Liebe zur Musik, wie auch
besondere Leichtigkeit im Erfinden angenehmer Melodien. Nach sorgfaltig
erhaltener Ausbildung ging M- nach Wien, erhielt daselbst eine Stelle
im Orchester des Theaters in der Leopoldstadt und wurde bald in dem
Schikaneder'schen Theater auf der Wieden als Musikdirektor ange-
stellt. 1307 kam er als Orchesterdirector an das standische Theater in
P rag , wo er verschiedene seiner beliebtesten Opern schrieb. 1312 kam
M. wieder an das Leopoldstadter Tbeater in Wien, welchem er fortan
seine ganze Thätigkeit weihte und wo seine Leistungen immer mit ge-
rechtem Beyfalle aufgenommen wurden. M. war äußerst fruchtbar, er
schrieb in Allem nahe an 160 Opern, Zauberspiele :c. Sein Fach ist die
eigentliche österr. Volksmusik, worin er sich in mehreren seiner Theater-
compositionen unübertrefflich gezeigt hat; selbst sein vorgerücktes Alter
verminderte feine schöpferische Kraft nicht bedeutend, wovon seine vor eini-
gen Jahren gelieferte, sehr ansprechende Musik zu Raimund's „Alpen-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie