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Die vorzüglichsten Musikhandlungen sind jene des k. l. Hof-, Kunst-
und Musikalienhändlers Tob. Hasl inger , des Ant. D iabe l l i ,
Artar ia und Comp., P. Mechetti u. A. Musikaliensammlungen
besitzen Ign . Graf v. Fuchs, Aloys Fuchs, k. k. Beamter, Hof-
rath Kiese wett er, der schätzbare Werke der ältern italienischen Mei-
ster gesammelt hat und auch öfter den Kunstfreunden Gelegenheit gibt,
diese wenig bekannten Tonwerke gut aufführen zu hören u. A. Franz
Rzehaczek har eine bedeutende Sammlung von Violinen, Violen
und Violoncellen großer Meister und besitzt schätzbareKenntnisse über den
Bau und die Verbesserung der Bogeninstrumente, die leider mir ihm zu
Grabe gehen werden, weil die Instrumentenmacher zu lässig sind/ sich
belehren zu lassen. An Concertsälen ist Wien reich; der große und der
kleine k. k. Redoutensaal, der landständische Saal, der neuerdaure Saal
der Gesellschaft der Musik ^eunde, der Apollosaal u. s. w. verdienen Er-
wähnung; indessen besitzt Wien derzeit noch keinen eigentlichen Con-
certsaal, da die genannten entweder zu unacustisch gebaut, zu klein oder
nicht eigentlich dazu hergerichtet sind. Es gibt auch in Wien viele tüchtige
Instrumentenverferriger, als: ConraoGraf, Car lS te in , Leschen,
Streicheru. A., welche ausgezeichnete Pianofortes, Harrach, Hoch,
Ziegler u. m. A., welche hölzerne, Uhlmann und R ied l , welche
messingene Blasinstrumente verfertigen; unter den Geigenmachern zeich-
nen sich die beyden Stoß, Fisch er, S tau ff eru. A. vorthcilhaft aus.
Übrigens wäre es ein eitles Bemühen, Alles, was Wien in musikalischer
Hinsicht darbiethet, in den beschrankten Raum dieses Artikels zusammen-
drängen zu wollen. Unähnlich andern Völkern, selbst deutscher Zunge, er-
freut sich der Österreicher seiner Kunstschätze und Institute und benützt sie,
ohne eben damit zu prunken. Gewiß istes, daß Wien als die musikalische
Hauptstadt von Deutschland mit Recht angesehen , und jeder fremde
Künstler gehörig gewürdigt wird. Im Fache der musikalischen Kritik bleibt
in Wien , wie anderswo, noch Vieles zu wünschen übrig. Manche sonst
tüchtige Kunstkenner sind zu einseitig in ihren Urtheilen, viele andere
zu oberflächlich, und man kann mit R^ht von ihnen sagen: Viele sind
berufen und nur wenige auserwählr. — Eigentlich musikalische Zei-
tung erscheint in Wien keine. Der bey Tobias Has l inger her-
auskommende musikalische Anzeiger leistet viel auf beschränktem Raume,
deutet aber, wie es sein Nahme ohnedieß besagt, mehr an, als daß er
Werte oder Leistungen gründlich beleuchtete. Die Wiener Zeitschrift
für Kunst, Literatur, Musik :c., die Theaterzeitung, der Samm-
ler, der Wanderer enthalten viele musikalische Artikel von höchst
verschiedenem Werthe. Meistens berichten sie aber nur den Erfolg, ohne
eine selbststandige Ansicht aufzustellen. — In letzterer Zeit hat die
anspruchlose Selbstübung der Kunst unter den Künstlern und Kunst-
freunden bedeutend abgenommen, die Ansprüche haben sich vermehrt,
wodurch Proben nothwendig wurden, und sind, bey der jetzigen Höhe,
auf welcher die M. steht, diese erhöhten Forderungen und Prätensio-
nen auch nicht zu tadeln, so hat doch dabey der äußere Glanz derKunst,
mehr als der wahre Genuß und die rege Theilnahme gewonnen. S.
Musik-Vereine.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie