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National Museum zu Pesth. 2l
Zeiten des Reiches bis auf die Gegenwart. Griechische, römische und an-
dere Münzen des Alterthums in zahlloser Menge werden in andern Be-
haltnissen verwahrt, wovon das Silber-Gepräge allein !3,l)i)l) Stücke
zahlt. An den Seitenwänden dieses Saales prasentiren sich eine Menge
Glasschränke, mancherley werthvollen Inhalts, worunter das Behältniß
geschliffener Steine den größten Reichthum verschließt, wenn man ihn
im Geldwerthe berechnen wollte. Weiter zeigt sich eine Sammlung merk,
würdiger Stücke, wovon viele schon durch ihren ehemahligen Besitzer in
tereffiren, z. B. der vergoldete Pokal Mart in Luther's, aus welchem
er mit seinerGattinnCa th arina v. B o ra trank, ein Kelch aus Ma-
thias Co rvinus's Zeicen u. dgl. m. Zunächst dem letzten Fenster stedt
jener französische Adler, der vor wenig Jahren noch in Paris die große
Triumph-Pforte zierte. Die ganze Rückwand der Wölbung- deckt ein
Rüstungen-und Waffen-Vorrath, dessenBestandtheileentwederdurch hohes
Alter, oder durch jene großen Männer, die sich ihrer bedienten, merkwür-
dig sind. So viel die Zwischenräume unter den Fenstern in diesem Saale
gestatten, ist eine eigene zahlreiche Büchersammlung aufgestellt, deren
Theile meistens aus Pracht-Auflagen der Numismatik, der Alterthumb-
kunde und der damit verbundenen Wissenschaften bestehen. In der Mitte
steht eine in Augsburg verfertigte astronomische Uhr, aus dem Jahre
1566. Auch die den Fenstern entgegenstehenden abgetheilten Mauerwände
enthalten in abgesetzten Glasschränken viele Producte des Kunstfieißes,
worunter Mosaik-Arbeiten, täuschende Stickereyen, vorzüglich aber eine
Copie des Grabmahles der Prinzessinn Margaretha, dessen Original
auf der Margaretha-Insel gestanden haben soll, sehenswerth sind. Die
Sammlung römischer, in Ungarn gefundener Alterthümer, Werkzeuge,
Gefäße, Gläser, Waffen und Insiegel sind wegen ihrer großen Anzahl,
in mehreren Behältnissen aufgestellt, worin ein kleiner Hercules, den der
patriotische Geberum einen großen Preis kaufte, dann ein, in einem römi
schen Sarcophag gefundenes, mit einer wasserhellen unverdorbenen Flüssig-
keit gefülltes Bauchglas mit Handgriff, die Aufmerksamkeit jedes Kunst-
freundes um so mehr rege machen, als die benannte Flüssigkeit in einem
Zeitraume von wenigstens tausend Jahren, selbst bey dem jetzt oftmahli-
gen Offnen und Zeigen, noch immer dem Verderben nicht unterliegt. —
Unter den vorhandenen Kupferstichen und Gemälden verdient besondere
Aufmerksamkeit eine Ansicht der beyden Städte Ofen und Pesth. Es ist
das gelungenste Werk dieser Art nach der gegenwärtigen Lage der beyden
Hauptstädte. Von da führt der Weg in das Naturalien - Cabinet. Die
Mineralien-Sammlung, welche größtentheils inländische Mineralien
und Fossilien enthält, ist sehr ansehnlich. Vorzüglich lobenswerth ist der
Gedanke, Special-Sammlungen aller Fossilien einzelner Gespanschaften
zu finden, die einen eben so kurzen als instructiven Überblick gewähren.
Hier sind die Schätze der ungar. Bergwerke aufgestellt, und biethen den
Mineralogen Gelegenheit zu tagelangen Betrachtungen. Gold und
Silber, wie auch andere Metalle, in gediegenem und oxydirtem Zustande
in Glasschränken nach den Metallen abgetheilt, gewähren dem Auge einen
herrlichen Anblick, um so mehr, als Stücke von besonderem Werthe hier
zu finden sind. Der größere Opal gibt dem im Wiener k. k. Mineralien-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie