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In diesem Geschäfte verstrichen mehrere Jahre, ehe er dieselbe so, wie
man sie jelöt antrifft, zu Stande brachte. Nachdem er das ganze Werk
verfertigt, hatte, und noch eine Mutation, die man Menschenstimme zu
nennen pflegt, ganz vollkommen herstellen wollte, starb er zu Prag
in seinem Stifte am I ) . Febr. 1733. Seine Schriften sind: Befchrei,
bung der in der Pfarrkirche des königl. Prämonstrasenser-Stifts Stra-
how in Prag befindlichen großen Orgel. Prag, 1736. — Beschrei-
bung des in der königl. Strahower Stiftskirche zu Prag neueingerichte-
ten, und 1774 zu Stande gesetzten Orgelwerks. Liegt in der Hand,
schrifr., — Zu seinen Comvosiuonen gehören: 3 Oratorien 1756, 1759
und 1759 geschrieben und m der Strahower..Stiftskirche aufgeführt. —
Oratorium 1761. — Pastoralmesse. — 10 Motetten.
Oeser, Adam Friedr., Director und Professor der.Zeichnen-
und Malerschule und der Architektur-Akademie zu Leipz ig, rühmlich
bekannter Maler und Bildhauer, war geboren den 18. Febr. 1717 zu
Preß bürg in Ungarn. Früh erwachte die Neigung zur bildenden Kunst
in seinem Gemüthe, und er widmete sich durch 7 Jahre dem eifrigsten
Studium auf der Wiener Akademie, wobey er den Unterricht des berühm-
ten Bildhauers Raphael Donner genoß, dem O. auch seine Kennt-
niß des Costums und der Antike zu danken hatte. 1735 erhielt er durch
sein gelungenes Werk: Abraham's Vrandopfer,, die goldene Prämie.
In der Folge entschied er sich jedoch fürdas Malerfach, und ging 1739 nach
Dresden, wo er seine Studien mit unerwüdetem-Eifer fortsetzte, und
bedeutende Fortschritte machte, unter andern auch jn der Frescomalerey,
worin er Sylvestre's Unterricht genoß. Hier wurde auch Winkel-
mann sein vertrauter Freund, dessen erste Schritte bey dem Studium
der alten KunstO. leitete. 1744 erhielt er einen Ruf nach Petersburg,
welchem zu folgen ihn jedoch der Tod der Kaiserinn Anna verhinderte.
Nachdem sich Ö. geraume Zeit zuDahlen bey dem Grafen von Bünau
aufgehalten hatte, der ihm Beschäftigung gab, ging er 1763 nach Leip-
zig, und wurde zum Director der neuen Zeichnungs-, Malerey-, und
Architektur-Akademie ernannt, als welcher cr. sich durch die Bildung
vieler Zöglinge große Verdienste erwarb. Daselbst vollendete O. auch seine
schönsten Arbeiten. Er starb den 13. März 1799 mit dem Ruhme nicht
nur eines ausgezeichneten Künstlers, sondern auch eines höchst achtens-
werthen und redlichen Staatsbürgers. Zu seinen gelungensten Werken
gehören die schönen Frescogemälde im Concertsaale, und in der Nicolai-
kirche zu Leipzig, so wie mehrere, vorzugsweise allegorische Werke,
die sich durch verständige Erfindung, Gedankenreichthum, natürliche Com-
posm on, Wahrheit in Ausdruck und Haltung auszeichnen. Weniger vorzüg-
lich sind seine Leistungen als Bildhauer, seine besten Werke dieser Art sind:
Eine marmorne Statue F riedrich Augu st's I I I . auf der Esplanade
inLeipz ig , ein Denkmal in der kathol. Capelle daselbst, das Denkmal
der Königinn Ma th i l de von Dänemark zu Celle, und jenes G el-
lert's in einem Privatgarten zu Leipzig, welche indessen auch eben
keinen großen Begriff von seiner Geschicklichkeit in dieser Kunst geben,
woran jedoch auch seine, für die bildende Kunst sehr unfruchtbare und
ungünstige Zeit große Schuld tragen mag. Seine Thätigkeit blieb sich
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie