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130 Vttenfels-Gschwind.
Fahrpost auf den Punct der Vollkommenheit hob, desto auffallender
zeigten sich die Gebrechen, welche bey der Briefpost in der ganzen Mo-
narchie durch eine geraume Zeit immer tiefere Wurzel geschlagen hatten.
So konnte es aber nicht bleiben, sollte sich nicht auch bey diesem Post-
zweige aller Vortheil, alle Ordnung auflösen. Dieß entging der k. k.
allg. Hofkammer nicht, und da diese Hofstelle in O. den Mann bereits
erkannt hatte, der Kraft und Willen in sich trug, das gesammte österr.
Postwesen zu leiten, so konnte sicher auch kein Zweifel obwalten, wem
eigentlich dieses wichtige Amt anzuvertrauen wäre. 1829 erfolgte
nun O.'s Ernennung zum k. k. Hofrath und obersten Hofpostverwalter.
Die Eilpost ist nun auf alle jene Routen ausgedehnt, auf welchen es
bis jetzt die Möglichkeit gestattet; und damit selbe dem Publicum um so
zugänglicher sey, hat O. die unbedingte Passagiersaufnahme veranlaßt.
Um die möglichste Schnelligkeit und Bequemlichkeit zu verbinden, wur,
den Courierfahrten im Wechsel mit den gewöhnlichen Eilposten errichtet.
O. führte Fahrposten in die entlegensten Gegenden ein, so z.B. die Fahrt
von Wien nach Zara in Dalmatien, und jene von Lemberg nach
Czernowitz in der Bukowina. Wie O. das Ganze des Postwesens
umfaßt, dringt er auch mit Scharfblick in das Detail desselben und nichts
bleibt unbeachtet oder unverbessert; dieß beweist er durch die beständige
Vermehrung der Bothenfahrten und besonders durch die Einführung der
Carriolposten. Ihm verdankt man ferner die Einführung einer förmlich or,
ganisirten Stadtpost in Wien. Von jener Zeit an, wo die Eilpost ein
so überaus günstiges Resultat gezeigt, verwendete O. auch die größte Auf-
merksamkeit auf den Wagenbau. Wer die so verschiedenartigen Localver-
haltnisse der österr. Monarchie berücksichtigt, wird mit gerechter Bewun-
derung anerkennen müssen, was in diesem Fache des Postökonomiewesens
in so kurzem Zeitraume geschehen ist. O. hat bey dem österr. Postwesen
die Bahn zu einer dauernden Verbesserung brechend, diese selbst auf den
bis jetzt möglichst hohen Grad bewirkt. Vergl. Postwesen.
Vttenfels-Gschwind, Franz Tav. Freyherr v., Comman»
deur des St. Stephan-Ordens, Großkreuz des toscanischen St.Joseph-,
Ritter des papstl. Christus- und des ruffischen St. Wladimir - Ordens
4. Classe:c., k. k. wirkl. geh. Rath,Sraats- und Conferenzrarh, gewese-
ner k. k. Internuntius und bevollmächtigter Minister an der ottomani-
schen Pforte, wurde geboren zu Klagen für t den 12. Jan. 1778
und erhielt seine Bildung in der Wiener Akademie der morgenlandischen
Sprachen. Nach vollendeten Studien diente O. als sogenannter Sprach-
knabe bey der kais. Gesandtschaft in Constant inopel, während welcher
Zeit er interessante Aussiüge nach Klein-Asien und auf die benachbarten
Inseln machte, und sich auch mit vielem Fleiße der orientalischen Philo-
logie und der Alterthumskunde widmete. 1813 kam O. wieder nach
Wien zurück, und beschäftigte sich fortwährend mit orientalischer Spra-
che und Literatur. Nach dem Ausbruche des Griechenaufstandes gegen
die Pforte wurde O. an die Stelle des abgerufenen Grafen v. Lützow
zum Internuntius in Constantinopel ernannt, und er bekleidete
diesen durch die Zeitläufe und die mannigfaltigen Spannungen sehr
schwierigen Posten durch mehrere Jahre mit der größten Auszeichnung.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie