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th?il>, 1773 bey dem nähmlichen Regimente zum Oberstlieutenant
und 1773 zum Generalmajor und Brigadier, 1793 aber zum Feldmar-
schall-Lieutenant befördert, und 1799 zum Hofkriegsrath ernannt. Er
starb nach einer 50jahr. rühmlichen Dienstleistung am 9. Oct. 1800
zu Wien.
Paul inus a 3. Vartliolomaso, (I o h. Ph i l i pp Weszdin)
wurde am 25.April 1743 zu Hof ander Leitha in Niederösterreich ge-
boren. Seine Hlrern waren von deutsch-croatischer Abkunft und ließen
den mit vorzüglichen Anlagen begabten Sohn seiner Neigung zum
Studiren folgen. Er trat in die lateinischen Schulen zu Odenburg,
legre sich dort die ungarischen Landessprachen, die lateinische, magyari-
sche und slavische bey und entwickelte schon in frühester Jugend jenes
bewunderungswürdige Talent, womit er sich sparer nicht nur das Ita-
lienische, Portugiesische, Französische und Englische, sondern auch die
verschiedenen Dialecte der neuern indischen Sprache, so wie des Sans?
krits mit der größten Leichtigkeit und Fertigkeit aneignete. — In seinem
20. Jahre trat er 1763 in den Orden der unbeschuhten Carmeli-
ter zu Linz und erhielt seinen berühmten Ordensnahmen. In dem Car-
meliterkloster zu^Prag legte er die philos. und theol. Studien zurück.
Nach erhaltener Priesterweihe traf ihn die Bestimmung sich als Missio-
när verwenden zu lassen. So kam er in die Pflanzschule von Missionen
seines Ordens nach Rom und erlernte daselbst die orientalischen Spra-
chen. 1774 trat er seine Missionsreise nach Ostindien an. Er hatteganz
Italien, Portugal, Frankreich und England durchwandert, ehe er am
25. I-lly 1776 auf der Küste von Malabar landete. In den ersten 2
I chve i seine) Missionsgeschäftes bekehrte er 46 Personen zur katholi-
schen Religion, in der Folge aber mehr als 300. Am Hofe von Tr a-
vancor brachte P. auf Begehren des Königs, welcher die engli-
sche Spvache erlernt hatte, eine malabarisch-englisch-portugiesische Gram-
matik zu Stande. Der König ließ seine Hofleute zu sich kommen und
suchte sie von der Nothwendigkeit zu überzeugen, daß sowohl Fürsten
als Staatsdiener sich jene europäischen Sprachen, welche diese Gram-
matik enthielte, wegen des steten Verkehrs mit den Europäern eigen
machen sollten. Bey dieser Gelegenheit schenkte der König dem gelehrten
P. ein goldenes Armband, einen goldenen Griffel, womit man in In-
die'l auf Palmblätter schreibt, und ein kleines Messerchen, womit diese
Blätter gehörig zugeschnitten werden, nebst einem Patente, wodurch er
zum Hafcavalier ernannt wurde, und die mit dieser Auszeichnung ver«
bundenen Vorzüge und Privilegien erhielt. Die Verdienste um die Aus-
breitung des Christenthums in Ostindien erwarben ihm den Titel eines
Generalvikars und apostolischen Visitators. Als solcher ertheilte er auf
der Küste von Malabar 1780 und 1731 über 20,000 Menschen die
Firmung. 1789 kehrte er nach Europa zurück und lief auf einer franzö-
sischen Fregatte am 29. Sept. in den Hafen zu Brest ein. Er hatte
diese Fahrt von 6 Monathen auf Kosten Ludwig's XVI . mitgemacht,
und begab sich durch Frankreich, das schon in den Flammen der Revolu-
tion stand, nicht ohne Gefahr nach Rom. Als die französische Umwal-
zunq auch Nom nicht verschonte, und ihre Folgen auf die kirchlichen
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie