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Pesther, piliser und Solcher Gespanschaft.
then- oder Pakatininsel befinden sich herrliche Anlagen, wo jahrlich am
Sonntage der Margarethenwoche ein Volksfest Statt findet. Ein anderes
wird jährlich am Ostermontage auf dem Blocksbergein Ofen abgehalten,
welches mit allen übrigen dieser Art denselben Charakter hat. Es besteht
aus den verschiedenartigsten Belustigungen, wobey sich eine unge-
heure Menschenmenge im buntesten Gewirre der Fröhlichkeit hingibt.
Die Künstlergesellschaft des Pesther Theaters gibt das ganze Jahr hin-
durch taglich Vorstellungen im deutschen Schauspiele und in der Oper.
Die Breite des Vordergrundes der Schaubühne beträgt 51 Fuß, lweß-
wegen das Theater auch zu größeren Spectakelstücken geeignet ist. —
Die eigentliche innere Stadt heißt die Altstadt und besteht aus 696
Häusern. So alt und unregelmäßig sie ist, wird doch ihr finsteres Aus-
sehen durch die einzelnen schönen Gebäude unterbrochen. — Von den 4
Vorstädten ist die Leopoldstadt, auch Neustadt genannt, der nörd-
liche Theil von P. Der neue Marktplatz zeichnet sich durch die Regelmäßig-
keit der Gebäude aus und gehört unter die größten Platze, 100 Kl. lang,
93 Kl. breit. Er dient als Paradeplatz für die Garnison und ist der
Centralpunct des Handelsverkehrs. Das größte Gebäude der Leopold-
stadt ist das Iosephinische oder Neugebäude mit 5 Höfen, ein ungeheu-
rer Koloß, der jetzt als Artillerie-Caserne und zum Munitionsdepot ver,
wendet wird. Die Th eresienstad t ist sehr lebhaft und wird meistens
von Juden bewohnt. Weniger bemerkenswerth sind die Iosey hstadt
und Franzensstadt. — Durch die Donau steht P. mit Osterreich
ob und unter der Enns, mit Deutschland und der Türkey in Verbindung.
Bey 8000 Fahrzeuge landen jährlich an den hiesigen Ufern. Mit allen
Manufacturen und Namrproducten wird auf diesem Haupthandelsplatze
Ungarns, der zugleich den Hauptplatz der ungar. Industrie durch'viel-
fältige Fabriken und Gewerbe bildet, der ansehnlichste Verkehr getrie-
ben, vorzüglich mit Getreide, Wein, Wolle, Holz und Hornvieh. Die
4 Pesther Jahrmärkte werden von Kailf- und Handelsleuten aus allen
Ländern Europa'S besucht. Eine Schiffbrücke von 240 Kl. verbindet P.
mit Ofen.
Pesther, piliser und Solcher Gespanschaft, vereinigte, m
Ungarn größtentheils zwischen den Flüssen Donau und Theiß, zum
Theile aber doch auch auf der rechten Seire des ersteren Flusses gelegen,
191/°^ geogr. Q.M. groß. Die Bevölkerung belauft sich auf 336,009
Menschen, welche in 3 Städten (Ofen, Pesth und Waitzen), 20
Märkten, 160 Dörfern und 11 l Prädien wohnen. — Der nordwestliche
Theil auf der rechten Seite der Donau ist gebirgig und ein Theil des
großen Bakonyer Waldes dehnr sich in demselben von der Westgranze
bis an die Donau aus; dagegen ist alles Land über der Donau völlig
eben und so niedrig, daß es häufigen Überschwemmungen unterliegt.
Dort befindet sich auch unweit von Pesth das berühmte Feld Räkos,
wo die Ungarn bis zu den Zeiten Ludwig's I I . oft ihre Landtage hiel-
ten und während derselben auf freyem Felde bioouaquirten, oder in
Zelten sich aufhielten. Dieses macht auch einen Theil der Kecskemeter
Haide aus, deren unfruchtbarer Boden aus Sand und den Resten un-
zahliger Sch.Uthiere besteht, die noch deutlich auf einen großen See oder
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie