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ein Meer hinweisen, das ihn in früheren Zeiten bedeckte. — Der frucht-
barste Theil dieses Comitats ist der nördliche, und zwar svorzüglich auf
dem östlichen Donauufer, wo guter Ackerbau, ziemlich starke Vieh-
zucht und zugleich der Weinbau in großer Ausdehnung betrieben wird,
welches letztere aber nicht weniger auf der Westseite der Fall ist, wo an
dem südlichen Gebirgsabhange die trefflichen Ofner Wemgewächse vor-
kommen.
Pestseuchen im österreichischen Raiserstaate und beson-
ders in Wien. —Die Pest, diese furchtbare Geißel der Menschheit,
hatte zwar auch schon in den ältesten Zeiten, durch Völkerwanderungen,
Kriege, die Kreuzzüge :c. begünstigt, von ihrer eigentlichen Heimath,
Asien und Afrika ausgehend, das östliche und südliche Europa, besonders
aber Ungarn und Osterreich periodenweise heimgesucht, doch am drohende
sten wurde die Gefahr nach dem Falle des griechischen Kaiserthums, wo
die Osmanen als nunmehr unmittelbare Nachbarn der österreichischen
Staaten diesen um so mehr Gefahr brachten, als die verderbliche Seuche
unter diesen asiatischen Horden einheimisch und fast unausrottbar war;
letzteres um so mehr, als sie keine Vorkehrungen dagegen machten und
die meisten ihrer Einrichtungen und bequemen Gewohnheiten eher als
eine Pstanzschule dieses furchtbaren Übels zu betrachten waren. Ihre,
anfanglich von wilder Siegestrunkenheit geleiteten Eroberungszüge droh-
ten endlich die Seuche allenthalben zu verbreiten. Auch waren zu jenen
Zeiten die Sicherheits- und Vorsichtsmaßregeln theils von irrigen Be-
griffen über die Natur der Pest geleitet, bey weitem unzulänglich und
zu einseitig; anfangs setzte man ihnen nur Processionen, Gebethe und
Einstellungen aller Ergötzlichkeiten entgegen, weil man sie übernatürli-
chen Einflüssen zuschrieb, wodurch denn natü'lich die dangenden Gemü-
ther noch befangener und, wie neuere Erfahrungen lehren, die Körper
empfänglicher für Ansteckungen gemacht wurden, zuweilen schrieb man
sie wohl auch im fanatischen Eifer den Juden zu, welche sie durch Ver-
giftung der Brunnen:c. veranlaßt haben sollten, und verfolgte diese mit
Feuer und Schwert, während man den eigentlichen Feind ruhig fort-
wüthen ließ, — theils' waren auch die allgemeinen Sorgen wegen
den Fortschritten der Türken und für die Existenz der christlichen Staa-
ten in Europa vorherrschend und erlaubten nicht eher dem immateriell
len Feinde kraftigen Widerstand zu leisten, als bis man dem materiellen
wirksam begegnet, und seinem SiegeszugEinhal gethan hatte.Erst in neue-
rer Zeit, als durch die Siege des Herzogs von Lothringen, Euge n's u. A<
die türkische Übermacht gebrochen und in ihre bestimmten Gränzen zurück-
gewiesen war, verminderte sich die Gefahr einer abermahligen Verbrei-
tung dieser verheerenden Seuche in unseren Gegenden, die bessere Aus-
bildung der Arzneykunde und des Sanitätswesens, wie die umsichtigere.
Maßregeln der Landesregierung trugen ebenfalls vieles zur Beseitigung
derselben bey und nahmentlich sind die jetzigen ösierr. Contumazanstal-
ten an der Seeküste und der allgemeine Pestcordon gegen die Türkey
Musterhaft zu nennen, und bewahren gegenwärtig wirksam gegen ein
Übel, welches diesem Welttheile in früheren Jahrhunderten so oft Tod
und Verderben brachte; es läßt sich mit vielem Grunde hoffen, daß bey
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie