Seite - 192 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe N-Sed, Band 4
Bild der Seite - 192 -
Text der Seite - 192 -
192 Peter, Nönig von Ungarn.
G r i n z i n g , We id l i ng , Herna ls , W ä h r i n g , Ot takr in
und Neu< Lerchenfeld starben zusammen 1154Personen. Ungarn wurde
am härtesten mitgenommen. Seit dieser Zeit wurde durch errichtete Cor-
dons- und Sanitäts-Anstalten an der türkischen Gränze, jedem Weiter-
greifen dieses furchtbaren Übels gesteuert und es ergriff seitdem nur noch
(und dieß äußerst selten) höchstens einige wenige Gränzörter. Als Denk-
mahle der Erinnerung dieser verheerenden Seuchen bestehen in Wien die
Dreyfaltigkeitssäule auf dem Graben, welche der Wiener Magistrat noch
im Oct. 1679 errichten, und die schöneCarlskirche,welche Kaiser Ca r lVl .
in Folge eines Gelübdes 1716 erbauen ließ. Vergl. Cholera und
Contu maz-An stal ten.
' Peter, zweyter König von Ungarn, Schwestersohn und Nachfol-
ger Stephan's des He i l i gen , kam 1038 zur Regierung. Gleich
nach Antritt derselben begegnete er der verwitweten Königinn Gisela
sehr hart und ließ ihr kaum das Nöthigste zu ihrem Untechalt. Dadurch
und durch seine Bedrückungen überhaupt zog er sich den Häßler ungar.
Nation zu, in Folge dessen P. auf einem allgemeinem Landtage von
den erbitterten ungar. Ständen öffentlich abgesetzt, und auf seine Stelle
S a m u e l Ä b a (s. d.), der mächtigste Herr in Oberungarn, und
ein Verwandter des verstorbenen Königs S t e p h a n gewählt wurde,
der sich mit einem Eide verpflichten mußte, P. aus dem Reiche zu ent-
fernen. Und so sah sich dieser gezwungen, Ungarn zu verlassen, nach-
dem er nicht volle 3 Jahre geherrscht hatte. Er ging nach Deutschland
zu Kaiser Heinrich I I I . , von welchem er Hülfe verlangte, indem er
sich als einen Vasallen des deutschen Reiches erklärte, wenn ihm der
Kaiser Beystand leisten, und ihn in sein Reich wieder einsetzen würde.
Der Kaiser ging die vortheilhafte Bedingung ein, und zog mit einer
starken Armee nach Ungarn, wo er große Verwüstungen anrichtete, und
die Ungarn in verschiedenen hartnäckigen Treffen schlug. Diese hielten
endlich beym Kaiser um Frieden an, welcher ihnen unter der Bedingung
zugestanden wurde, daß sie P. wiedör als ihren rechtmäßigen Herrn
erkennen sollten. Da man die Bedingung nicht einging, so schloß
Heinrich I I I . einstweilen einen Waffenstillstand, und zog nach
Deutschland zurück. —> Durch die Grausamkeiten des Königs Samuel
Aba aufgebracht und empört durch die Einführung des alten heidnischen
Gottesdienstes sahen sich die ungar. Magnaten nunmehr gezwungen, bey
Kaiser Heinr ich um die Wiedereinsetzung ihres vertriebenen Königs
selbst anzusuchen.— Nachdem Sam uel Aba, dieses nicht achtend, die
Mark Osterreich bis Melk mit Feuer und Schwert verheert hatte, und
sich dann wieder nach Ungarn wandte, brachHeinrich in Begleitung des
Königs P. in Ungarn ein, griff Samue l Aba bey Raab an, be-
siegte ihn und schlug die Ungarn ganzlich in die Flucht, wobey er jedoch
selbst seinen Tod fand. Nun räumten die Ungarn (1044) ihrem vorigen
Könige alle Macht wieder ein, uud dieser unterwarf sich und sein Land/
wie er versprochen hatte, dem deutschen Reiche. Doch bald verfiel er
wieder in seine vorigen Laster, Und die unzufriedenen ungar. Stände
wollten den qltesten Sohn Ladislaus deS Kahlen aus dem arpa«
bischen Stamme auf den Thron setzen- Als nun P. den plötzlichen Abfall
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie