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edle Pferde nennen. Der Eigenthümer einer Stukerey zieht jene Art
Pferde, die ihm am besten gefällt, und die Sorge, die man in jeder
solcher Anstalt anwendet, diese oder jene Art von Pferden hervorzubrin-
gen, bringt auch wieder fast eben so viele Unterrayen hervor, als es
Gestüte gibt. In jenen der begütertsten Eigenthümer^zieht man gewöhn-
lich 2 Sorten Pferde, nähmlich: Wagen- und Reitpferde. In Ungarn
werden die Pferde den größeren Theil des Jahres über in FreyheK und
unter freyem Himmel gelassen; die Hengstfüllen bilden eine eigene Trup,
pe, eben so die Mutter- und die Stutenfüllen zusammen. Die Hengste
werden nur während der Sprungzeit auf der Weide gelassen, die übrige
Zeit des Jahres werden sie als Reit- oder Wagenpferde verwendet. Auf
der Weide werden die Thiere von einem oder mehreren Männern gehü-
tbet. Diese Hirten (i'äikvZ) halten ihre Pferde am Seile zur Weide
und reiten, sie dann, um die zerstreuten Pferdetruppen zusammen zu
treiben, oder um sie von einem Platze zum andern zu führen. Diese
Dienstpferde leben auf gleichen Grund und Boden mit den andern. Sie
sind größten Theils ungezäumt, haben nur eine einfache Halfter, an der
sie gehalten werden, welche dann dem Reiter, wenn er zu Pferde sitzt,
zugleich als Zügel dient. Diese Dienstpferde sind entweder Stuten, die
verworfen haben, oder die man nicht mehr zur Zucht behält, oder sie
sind sonst nicht mehr verkäufliche Gestütpferde. Die, Pferdetruppen sind
übrigens sehr leicht zu führen.^ Die Hengste, die sich am liebsten zer-
stceuen, entfernen sich nicht weit, und erreichen die Truppe bald wie-
der. Einige Mutterstuten sondern sich wohl in den ersten Tagen, nach-
dem sie abgefüllt haben, auch gerne ab, doch verlieren sie die Truppe
nicht aus dem Gesichte. Unfälle ereignen sich selten und die Hufschlage,
die meistens bey den Hengsten Statt finden, können selten Folgen haben;
denn die Hufe sind nicht beschlagen. — Obschon die Products der Gestüte
mit dem ausgedehnten Terrain, den die letzteren einnehmen, nichtsehr
im Verhältnisse stehen, so gibt es doch manche, denen ihre Producte be-
trächtlichen Nutzen gewähren. Ein solches ist das Gestüte des Grafen v.
V iczayzu I r e g (Üreg) im Tolnaer Comitate, wo die Thiere stark
genug sind, schöne und große Reitpferde oder auch gute Wagenpferde
abzugeben, und immer sehr theuer verkauft werden. Dieses Gestüte,
das aus der ungar. Pferderace entstand, die zuerst durch gleichförmige
Behandlung, dann durch arabische, zuletzt durch englische Pferde von
guter Auswahl verbessert worden war, liefert schöne und gute Pferde,
deren Originalrace zwar nicht mehr recht zll erkennen ist, die aber doch
groß genug und sehr ausgezeichnet sind. Ihre ursprüngliche orientalische
Abkunft läßt sich demungeachtet nicht läuguen. — Der Stand der Pri-
vatgestüte besteht ziemlich allgemein aus mehr als 60 Zuchtstuten, doch
gibtes auch mehrere, wo diese Zahl doppelt vorhanden ist. So bey!dem
kaiserlichen zu Kladrub und S'el lm itz, in jenem des Grafen v. Hu-
nyady zu Ürmeny und des Fürsten Eszterhäzy zu Ozora. Der
Kaiser hat Gestüte zu Lipizza und Pröstranegg (im Königreiche
Il lyrien), das zweyte zu Kladrub (in Böhmen), das dritte war zu
Kopcsän bey Holitsch in Ungarn, an der Gränze von Mähren und
Österreich. Die Gestüte stehett unter der Leitung des k. k. Oberststallmeisters
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie