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Philipp der Streitbare, Pfalzgraf am Rhein.
den erwähnten 2 Söhnen hinterließ P. noch 4 Töchter: 1) Eleono-
ra, geboren 149U, mit König Emanuel von Portugal, nach dessen
Tode aber mit König Franz 1. von Frankreich vermählt, starb 1553;
2) Isabella, geboren 1502, Gemahlinn des wegen seiner Grausam«
keit berüchtigten Königs Christian 11. von Dänemark, starb 1525;
3) Maria, geboren 1505, Gemahlinn Königs Ludwig I I . von Un-
garn, Und starb 1558;
4) Catharina (Posthuma), geboren 1507, Gemahlinn des KönigS
Johann II I . von Portugal, starb 1577. — P. hatte seinen Bey-
nahmen seiner äußerst vortheilhaften Gestalt zu verdanken.
Philipp der Streitbare, Pfalzgraf am Rhein, kaiserl. Feld-
marschall und Statthalter in Würtembeig, war geboren 1503; seine
ersten Kriegsproden legre er unter Car lV. gegen die Franzosen in Ita-
lien ab. — Als die Türken das erste Mahl vor Wien rückten (1529),
war sein Ruf zu seinem Vortheile schon so entschieden, daß ihm der
.Oberbefehl in dcr belagerten Hauptstadt anvertraut werden konnte. Er
war vor seinem Oheim, dem Pfalzgrafen Friedrich, mner welchem
sich bey Regens bürg die Türkenhülfe der Reichsstände gar langsam ver-
sammelte, vorausgeschickt worden; und kaum gelang es ihm noch, sich
mit 100 Reitern und 14 Fahnen Fußvolks in die Stadt zu werfen. P.
fand in dem Commandanten, Nicolaus Grafen v. Sa lm, und in
dem General Wilh. v. Roggendorf, erfahrne Rathgeber, eine
tapfere Besatzung von etwa 22,000 Mann, und eine zu Allem ent-
schlossene Bürgerschaft; dagegen kam er als Augenzeuge von den trägen
Bewegungen der Reichsvölker Hieher, konnre also nur auf späten Enrsatz
rechnen, und hatte den bisher noch nicht überwundenen So l i m an, seine
von der Eroberung Persiens noch glühenden Ianilschaven, und ein un-
ermeßliches Heer, das mit allen Erfordernissen versehen war, gegen
sich. Die Minen der Türken wirkten fürchterlich, aber wenn auch ganze
Strecken Mauern einstürzren; so fanden die Stürmend«: neue Wälle
von Innen aufgeführt, und von Vertheidigern besetzt, von denen sie
mit Kanonen begrüßt wurden. Sie warfen sich auf eine Gegend, die
man in der Eile bloß mit Pallisaden hatte verwahren können. Hier
machten die Körper der Belagerten den Watt; zwey Mahl wurden die
Türken weggeschlagen, zwey Mahl vom Sultan in das blutige Gefecht
zurückgeschickt, und wieder geworfen. Endlich geboth Sol i man einen
Hauptsturm. Das ganze Heer zog mit Waffen, und Maschinen aller
Art gegen die Wälle, und griff von mehr als 20 Puncten zugleich
an. Aber man hatte sie erwartet. Nach einem 12stündigen Kampf, den
nur die Nachr endigen konnte, von allen Seicen abgetrieben, hob der
Sultan die Belagerung auf, und rrat beschämt seinen Rückzug an;
über 40,000 seiner geübtesten Krieger waren aufgeopfert, und er say
nach 40 Tagen, so weit hinaus hatte die Belagerung sich verspätet,
im Schnee und Froste der Jahreszeit seine Asiaten von tausendfa-
chem Tode bedroht. — Die Eile, mit der die Türken sich zurückzo-
gen, glich einer Flucht. So l im an hatte keinen Kampf bestanden,
der ihm Ruhm gewährte, nur an wehrlosen Landleuten die Wuth und
den Geiz seiner gedemüthigten Horden befriedigt. Über 20 Stürme wa-
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Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie