Seite - 216 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe N-Sed, Band 4
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piccolomin:, Gctavio Fürst.
piccolomini, Ocmvio Fürst, Herzog von Amalfi, kai-
serl. General-Lieutenant, Ritter des goldenen Vließes, geboren 1599,
weihte sich frühzeitig den Waffen; seine ersten Dienste that er unter dem
spanischen Heere im Mailändischen, und kam mit den Truppen, welche
der Großherzog von Florenz dem Kaiser Ferdinand I I . zu Hülfe
schickte, nach Böhmen. — Am großen Tage bey Lütz en (1632) hatte
P. mit seinen Cürassieren sieben Mahl angesetzt; und nach 6 erhaltenen
Musketenschüssen gelang es ihm dennoch, die durch Pavpenheim's
Unglück außer Fassung gebrachten Truppen unter dem einfallenden Nebel
dem Feinde zu entführen. Auch war es sein Regiment gewesen, bey
welchem König Gustav den Tod fand. —^ Wal lenstein belohnte P.
mit einem Geschenke von 30,000 Thalern, und fand ihn auch in den
folgenden Unternehmungen seines Vertrauens würdig, welches der Um-
stand, daß P. unter gleicher Constellation mit ihm geboren war, und
die anscheinende Offenheit seines Charakters noch mehr erhöhten. -^
Nicht wenig mochte daher der Generalissimus bey seinen letzten, weit
aussehenden Planen auf ihn gerechnet haben, von dem er, wiewohl
durch seine Vertrauten gewarnt, nichts Arges ahnen und aus seinem Ho«
roskop nicht sehen konnte, daß eben ein so edler Mann der erste seyn
würde, persönliche Verbindlichkeiten und freundschaftliche Verhältnisse
der höhern Pflicht gegen den Monarchen unterzuordnen. Er führte da-
mahls (1614) den Befehl in Oberösterreich. Zu P i lsen noch, kaum
aus dem Verschwörungssaale getreten, gab ei' dem Hofe die erste unmittel?
bare Nachricht, eilte selbst nach Wien , und ließ, da er in der Nacht ein«
traf, den Kaiser aus dem Schlafe wecken, weil man in der Stadt Ver«
standnisse vermuthen mußte, und die Gegenanstalren Eile forderten.
Nachdem er selbst mit GaI las zu Linz Maßregeln genommen, brach
er der Erste mit gewaffneter Hand auf, ein Schritt, wobey er wegen
der schwankenden Treue so Vieler, auf die man sich hier verlassen mußte,
seine ganze Klugheit und Feinheit nöthig hatte, um sich durch so manche
Gefahren und Schwierigkeiten durchzuwinden; denn daß er das schon
verlassene Pi lsen ohne Widerstand nur besetzen, und daß der große
Schlag zu Eger bereits gethan seyn würde, ließ sich nicht erwarten.
Er unterstützte nun kraftig oie Anstalten, dieGallas gegen die bedenk-
lichen Folgen traf, die man von innen und von außen befürchten mußte.
— Nach der Schlacht bey Nörd l ing en, wobey er sich gleichfalls aus-
zeichnete, durchstreifte P. mit I so lan i einen Theil von Schwaben
und Franken. Sie eroberten D inke lsbüh l , Mergentheim und
Rothenburg , und während I so lan i mit seinen Cvoaten im In- '
nern des Landes Schrecken verbreitete, ging P. über den Main, wo
eine schwedische Partey unter W i l h e l m von Weimar, die seinen
Übergang zu verhindern suchte, sich vor ihm zurückzog, und auch Kitz in»
gen, Ochsenfurt und Schwein fürt genommen wurden. Er siel
nul< in das Hennebergische, und machte einen Versuch auf Königs-
höfen, indeß die übrigen kaiserlichen Befehlshaber den Rest von Fran-
ken vollends eroberten, und sich in Hessen und am Rhein ausbreiteten.
— Durch das Hülfsheer von 13,000 Mann zu Fuß und 7,000 Pfer-
den, das er nach N<mur brachte, veränderte sich die Lage der Dinge
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie