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224 Pilgram, Ant. (Astronom).
klaren Angabe des Geburtsjahres, von der chronologisch bestimmten Werk,
führung bis zum Tode und selbst über die Gleichzeitigkeit seiner Person mit
spateren Meistern, herrscht eine völlige Verwirrung in Nahmen un)
Zahlen. „Erzherzog RudolphIV. (sagt eine spatere österr. Chronik) ve <
fing auch dy Kirchen mit ersamen Paw und fuerte sy über die Grundve-
sten mit unsäglichen Khosten und liez sy da weyhen inden eren aller Heili-
gen." Dieß war nun nicht der Grund eines neuen, auf den Trümmm,
der alten, oft durch Brand verwüsteten und (wie Hasel bach nmnt)
niedergerissenen Kirche erbauten Münsters, sondern der obere Chor mit
der Zwölfbothen- und Frauenabseit, wie seine neuere Bauart im Ge-
gensatz der alten beym Riesenthor und den Heidenthürmen anzeigt, die
noch dem uralten Baustyl angehören, der sich kaum vom gedrückten
byzantinischen losgewunden hatte. Daß man hierbey so wenig, wie bey
der Grundsteinlegung des großen Thurmes (7. April 1359) bereits an
P. als Baumeister denken kann, wie ihn die Sage, die sich hier-
bey gleichsam in mehrere Zweige theilt, dazu stempelt, ist um so ge-
wisser, als Tradition und Chronik ihn den Thurm 1433 (unter Her-
zog AlbrechtV.) am 4. Tag nach M i ch a e l i s vollenden läßt, und hier«
mit für die Dauer des Baues statt den gemeiniglich angenommenen 74,
77 Jahre und für P.'s Lebensdauer ein über das Gewöhnliche weit em-
porsteigendes Alter angenommen werden müßte. Obgleich es jetzt historisch
ausgemittelt ist, daß Georg Hauser bis 1400 an dem Thurme
baute, so lst es dessen ungeachtet noch keineswegs bestimmt, wann P., dem
man die Vollendung zuschreibt, die Fortsetzung unternahm, nachdem
durch längere Zeit keiner das riesige und mit den tiefsten geometrischen
Einsichten begonnene Werk weitsr zu führen verstand.
p i lg ram. Ant . , Dr. der Philosophie und der freyen Künste,
geachteter Astronom, wurde geboren zu Wien den 3. October 1730.
Nach daselbst vollendeten ersten Studien trat er in den Jesuiten-Orden,
beschäftigte sich außer seinen Berufsstudien leidenschaftlich mit astrono-
mischen und meteorologischen Forschungen, und wurde 1769 dem be^
rühmten Astronomen He l l als Assistent auf der k. k. Sternwarte bey-
gegeben. In der Folge erhielt er den Titel eines kais. Astronomen. Nach
Aufhebung seines Ordens weihte er sich ganz seinen Lieblingswissenschaften,
in welchen er manches Zweckmäßige und Nützliche leistete. Er starb zu
Wien den 15. Jan. 1793. Seine wichtigsten Schriften sind: Lp ! ^
ineriäes astronomicae, für die Jahre 1769,1770 und l771, wahrend
welcher Zeit sich He l l auf seiner wissenschaftlichen Reise befand (An-
theil aber nahm er bis 1793). — iÜalen^i-iuin cki-onoloA. meäii ae-
vi etc., Wien 1781. — Untersuchungen über das Wahrscheinliche der
Wetterkunde, 2 Thle. eb. 1788, ein voluminöses und mühsames Werk,
das jedoch im Ganzen wenig genügend erscheint. Interessant ist die in
demselben enthaltene große Anzahl von sogenannten Bauernregeln und
Witterungsbemerkungen Anderer. Auch gab er eine neue verbesserte und
vermehrte Auflage von Bel idor 's Anfangsgründen der Artillerie her-
aus, und lieferte einen Aufsatz über die scheinbare Größe der Jupiters«
trabanten und ihrer Folgen auf die Finsternisse in die: Beyträge zu
schiedenen Wissenschaften von einigen österr. Gelehrten.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie