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pot tens te iner Fabr i ken . 265
heimkehren. Von dem festen Schlosse Pötten st ein sind kaum noch
eilige Tlümm-'r zu sehen.
pottcnstciner Fabriken. Diese an der Triesting im Pottenstei«
ner Thale im V. U. W. W. gelegenen Etablissements verdanken ihren
Ursprung dem Unternehmungsgeiste eines, um 1760 aus Wintert hur
im Canron Zürich eingewanderten Schweizers, Nahmens Melchior
Steiner, der auch der Gründer des GroßhandlungshausesS tein er
und Comp. (s. d.) wurde; sie erlitten jedoch ihrer Natur nach stets mit
den politischen und commerziellen Conjuncturen fortschreitend, seit ihrer
in obige Zeit fallenden ersten Einrichtung mannigfaltige Veränderungen
und nach und nach große Erweiterungen. Zuerst errichtete nähmlich der
Unternehmer eine Degen- und Säbelklingenfabrik, welche bey der da-
mahligen Mode, Civildegen zu tragen, bald bedeurend wurde und auch,
als diese Mode nachließ und endlich ganz erstarb, beynahe ausschließend
das österr. Militär mit Seitengewehren versah und nur erst, als diese
bey der Infanterie abgeschafft wurden, aufgelassen ward. Die damahls
so reiche Ausbeute der ungar. Bergwerke, für welche es in ihrer rohe«
Gestalt wenig Absatz gab, veranlaßten die Staatsverwaltung, den Fa-
briksuntevnehmer zu Errichtung von Kupferhämmern aufzumuntern, durch
deren thätigen Betrieb sohin diesem inländischen Producte unter dem
Schutze großer Exportations-Begünstigungen bald ein weitverbreiteter Ab-
satz, vorzüglich während dem amerikanischen Befreyungskriege und zwar
nach Gegenden zu Theil ward, wohin das ungar. Kupfer bis dahin nicht
roh, viel weniger in verarbeiteter Gestalt, gediehen war. Mit dem
Beginne des französischen Revolutionßkrleges jedoch , welcher allen mer-
cantilischenGeschäften eine andere Richtung gab und auch im Innern andere
Bedürfnisse herbeyführte, so, daß selbst die Ausfuhr des rohen und ver-
arbeiteten Kupfermaterials verbothen wurde, waren diese Hammer bis
1309 beynahe ausschließend mit den Vorarbeiten für die bedeutende Aus-
münzung, nebenbey aber auch für die inzwischen in Schwung gekommene
Kupferdachbedeckung beschäftigt; als jedoch später dieses Ausfuhrverboth
zurückgenommen ward und das Bedürfniß der Kupferbleche sich bedeutend
vermehrt harte, sah sich der dermahlige Eigentbümer Mel chio r Ritter
v. Steiner 1324 veranlaßt, in dem Locale der vom Jahre 1730—
18 )^0 zur Erzeugung von Blaufarbe (Schmälte) verwendeten Klingen-
fabrik in Verbindung mit den fortbestehenden Kupferhämmern, ein Wal-
zen-Kupfer-Streckwerk zu erbauen, in welchem die bis dahin nur durch
Hämmern ausgedehnten Bleche nunmehr in jeder geforderten Größe und
Dicke mit der glattesten Oherfiäche für alle Gattungen von mechanischen
und ökonomischen Bedürfnissen, wie auch zur Deckung der Dächer und
Beschlagung der Schiffe gestreckt werden und zwar durch Walzen vom
besten steyerischen Eisen, welche in dem k. k. Gußwerk zu Groß-Ma-
ri azell gegossen werden, 35—40 Centner wiegen und sohin in den
Steine r'schen Fabriken selbst erst.durch große Drehwerke ihre Voll-
kommenheit erlangen. Dieses Werk zeichnet sich vor andern ähnlichen
längst bestandenen, theils durch die eig nthümliche Art der Beheizung
des Metalles, theils durch die Spannung der Walzen ohne Anwendung
der Stellschraube, theils endlich, ungeachtet des nur geringen Gefallet
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie