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266 Pottensteiner Fabriken.
durch die Vermeidung eines bisher für unentbehrlich gehaltenen besondern
Schwungrades aus. — Außer diesen beyden für Kupfer berechneten Wer.
ken hat aber der dermahlige Eigenthümer noch ein drittes weit bedeuten-
deres in Betrieb gesetzt, indem er sich seit 1333 mit der Errichtung einer
Maschinen-Constructionsfabrik oeschaftigt. Was ihn zu dieser für Oster-
reich ersten kostspieligen Entreprise veranlaßt haben mag, kann wohl
einerseits das in den 2 letzten Decennien entstandene Zunehmen der
Baumwollen - Spinnfabriken, andererseits aber die gegründete Hoff,
nung gewesen seyn, daß, bey Aufrechthaltung des bis dahin hinsichtlich
der Einfuhr der Garne angenommenen Prohibitivsystems, die glückliche
örtliche Lage von Osterreich unter derEnns rücksichtlich desGefälls seiner
Gebirgswässer das Fortblühen solcher Fabriken verbürge, für welchen
Fall natürlich eine Maschinen-Constructionsfabrik, welche die bis dahin
nothwendige Einfuhr aus dem Auslande oder die bey einigen Fabriken
Statt sindende langwierige und weit kostspieligere eigene Verfertigung
der Maschinen unnütz macht, einem dringenden Bedürfnisse abhelfen
mußte. Wirklich entstanden auch in der kleinen Strecke der sich in die
Donau ergießenden Bergstüsse Liesing, Schwechat (deren Gefall mit
einer einzigen Währe an 29 verschiedene Wasserwerke treibt), Triesting,
Steina-Piestinq, kalter Gang, Fischa und Leitha in kurzer Zeit 32 grö-
ßere und kleinere Baumwollspinnereyen, welche wöchentlich aus ungefähr
2,600 Ctr. Baumwolle 32,000 Bündel Garne erzeugen sollen (s.K eeß's
Darstellung der Fortschritte der österr. Gewerbe und Manufacturen,
Wien 1329 und Bernoui l l i ' s rationelle Darstellung der Baumwollen-
spinnereyen, Basel 1829, S. 237), ungeachtet sie sich in der allerdings
jchwierigen L.'ge befinden, des Vortheils einer, mit dem großen Welt-
handel in Verbindung stehenden Wollmarktes zu entbehren und daher,
um mit den ausländischen Fabriken in Concurrenz bleiben zu können,
nach dem für das Bestehen von Zuckerraffinerien adaptirten Zollsysteme
einer um so größeren Begünstigung bedürfen, als die Vorauslagen für die
Errichtung einer Zuckerraffinerie mit jener viel größeren für Erbauung
einer Baumwollsvinnfabrik in gar keinen Vergleich gebracht werden
können. Diese sehenswerthe Maschinenfabrik zeichnet sich vorzüglich da-
durch vor andern aus, d^ß sie zur ursprünglichen Erzeugung aller zahl-
reichen Bestandtheile eingerichtet ist, und daher zu keiner Vorarbeit .on
anderen Fabriken abhängt; sie hat ihr eigenes Eisen- und Metallguß-
werk für die größten, wie die kleinsten Arbeiten und das hier erzeugte
Gußeisen läßt sich hämmern und feilen; sie hat ferner ihre eigenen Eisen-
hammer, in welchen das nöthige Eisen ausgezeichnet geschmeidig gemacht,
auch Srahl von jedem Gewichte und jeder Größe für die zahlreichen
Dreh-, Feil-, Schleif- und Polirmaschinen aus dem besten steyerische,l
Eisen vorgearbeitet wird. Während die schnellen Fortschritte, welche seit
wenigen Jahren die mechanischen Werkstätten der österr. Monarchie
machen, der, besonders was Osterreich unter der Enns betrifft, eine
entsprechende Steinkohle versagt ist, die dagegen von der gütigen Na-
tur auf die desto glücklichere Ausstattung der Wasserkraft hingewiesen zu
seyn scheint, dem Mann vom Fache auch bey den Ste in er'schen Fa-
briten auffallen müssen, bilden sie auch für den wißbegierigen Layen einen
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie