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Regierung zugedacht hatte, belagerte dieser 1142 mit einem zahlreichen
Heere P. , welches hingegen Theoba ld , Wladis law's Bruder,
muthig vertheidigte. Die Stadt, von deren Erhaltung auch die des
ganzen Reiches abhing,- erwehrte sich standhaft der wüthenden Angriffe,
und wurde endlich von Wlad is law entsetzt. Herzog Friedrich, eben
dieses Wlad is la w's Sohn, nahm 1176 mit einem, von Kaiser Fried-
rich dem Rothbar t ihm zu Hülfe gegebenen deutschen Heere das
von SobieSlawmit seinem Anhang besetzte P. wieder ein. —Car l IV.
(die wahre Blüthezeit von Böhmen) verdankt P. elne Menge der herr-
lich stenGebäude. Von diesen seyen nur dieMetropolitankirchezuSt.Veit,
die ehemahligePrälatur Car lsh o f .'nd das Benedictinerkloster zu St.
Hi eronymus, auch Emaus genannt, erwähnt. Ihm hat P. auch seine
fest e Brücke mit ihren beyden massiven Thürmen zu verdanken. Durch
die Errichtung einer Universität 13-43 lockte er, bey dem Mangel ahn-
licher Lehranstalten in Deutschland, Ungarn, Polen u. s. w. viele tausend
reiche Jünglinge nach P., welche die Bürgerschaft nicht wenig bereicher-
ten. Die Kaufleute mehrerer hanseatischer und italienischer Handels«
städte, bewog er durch besondere Vorrechte, stehende Waarenniederlagen
zu errichten, wodurch er diese Stadr gleichsam zu einem Mittelpuncte
und Stapelplatze des nördlichen und südlichen Handels machte, und ihr
einen Gewinn von ungeheuern Summen verschaffte. Was P. von 142(1
—^34 im Hussitenkriege, theils durch inneren Zwiespalt, theils durch
äußere Feinde zu erdulden hatte, kann hier nur berührt werden. Ganze
Stadttheile mitfast allenKlöstern undKirchen wurden theils hart beschädigt,
theils gänzlich vernichtet, letzteres widerfuhr dem Wiffehrad, der sich
seil dem nicht wieder zur vormahligen Bedeutung erhob. Blutig stntien
sich die Altstadt und Neustadt, und beyde harten gegen die kaiserl. Be-
satzungen des Hradschin's und Wissehrad's zu kämpfen. Hier geschehe
nur noch der 2 fürchterlichsten Belagerungen, welche P. 1420 und
1421 gegen Kaiser S ieg m und glücklich bestand, Erwähnung. Emer
dritten, als Z iska selbst 1424 rachedürstend der Stadt gegenüberstand,
wäre sie erlegen, wenn nicht der beredte Io h ann Rokyczana das
Herz des alten erbitterten Hussicenführers gerührt und ihn mit den Prä-
gern versöhnt hatte. Unter Wlad is law I I . und Ludwig hatte, die
. Stadt von 1471—1526 ununterbrochen durch Parteyungen zu dulden,
die aus politischen und religiösen Gründen entstanden. Der dem Könige
Rudo lph 1608 abgedrungene Majestätsbrief, wodurch den Protesten-
ten eine UnbedingteReligionsfreyheit eingeräumt wurde, gab 1618 neue
Veranlassung zu unruhigen Bewegungen. Nach dem bald darauf erfolg-
ten Tode des alten Königs Ma th i as ging man so weit, seinen bereits
erwählten und gekrönten Nachfolger Ferdinand I I . der Krone ver-
lustig zu erklären, und sie dem Pfalzgrafen Fr ie brich V. zu übergeben.
Allein schon der 8. Nov. 1620 entschied in der Schlacht auf dem weihen
Berge über diese Verhältnisse. P. verlor noch den Überrest seiner Pri-
vilegien. Beynahe ununterbrochen wüthete der dreyßigjährige Krieg
in dem Lande. Auf eine für P.'s Bewohner ruhmvolle Art endigte
diöseö state Würgen 1648 mit einer fünfzehnlvö'chsntlichen Belagerung
durch die Schweden, worin P.'s Bewohner eben so ruhig und muthig
jedes Ungemach ertrugen, alö sie tapfer und siegreich alle Angriffe und
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie