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wurden einige Pfeiler der so massiven Brücke beschädigt, und mehrere
Gebäude ganz weggespült. Doch kamen glücklicher Weise wenige Ein-
wohner um, da es nicht an edlen Mannern fehlte, die mit Gefahr
ihres eigenen Lebens das ihrer Mitbrüder retteten. Für jene Unglückli-
chen aber, die bloß ihr Leben gerettet hatten, und sich nun dem Tode
durch Hunger oder Frost Preis gegeben sahen, brachte der Wohlthätig-
keitssinn der Prager binnenKurzem 10000 fl. zusammen, womit der drin-
gendsten Noth gesteuert wurde. Endlich sind noch die Jahre 1799, 1314
Und 1320 wegen bedeutender Wasserhöhe zur Zeit des Eisganges, dann
der 24. Iuny 1324 merkwürdig, wo die Moldau um 6ü Ellen, und der
29. Jan. 1830, wo der Zluß 5z Ellen die Normalhöhe überstieg. —
Unvergänglich bleibt auch in den Annalen Böhmens insbesondere, und
des österr. Staates überhaupt, daß 1800 die Prager Hochschule 800
Studirende als Vaterlandsvertheidiger zu der böhmischen Legion deS
Erzherzogs Car l stell."', die wie die Prager Landwehr-Bataillons 1809
ihren edlen Patriotismus an den Tag legten, so lebt es in der Erinnerung
aller Völker , welche an dem Befreyungskrieg 1813—15 und vorzüg-
lich an den drey Riesenschlachten bey Ku lm, Dresden und Leipzig
Theil genommen, was P. in diesen verhängnißvollen Tagen an seinen unge-
zählten kranken und verwundeten Freunden und Feinden gethan hat. —
Topographie. P. liegt fast in der Mitte Böhmens, unter 50" 5'13"
nördlicher Breite und 32" 5' 0" östlicher Länge, an beyden Seiten,, der
Moldau, auf 5 Bergen und in dem durch diese gebildeten Thale. Über
die Moldau führt die berühmte, 1790 Fuß lange, steinerne Brücke,
welche reich mit Statuen und Gruppen von Heiligen geziert und au
beyden Enden mit alterthümlichen Thürmen versehen ist^ Am rechten
Ufer des Flusses gewahrt man die Altstadt nebst der dazu gehörigen
Iudenstadt und die Neustadt; am linken den Hvadschin und die
Kleinseite. Pebst diesen wird auch die Bergstadt Wisseh ra d, die
än die Neustadt gränzt, und das Dorf Smichow am linken Ufer der
Moldau zum Bereiche P.'s gerechnet. Mit allen diesen Theilen nimmt
die Stadt einen Umfang von 4 Stunden ein. Sie besitzt 54 Plätze (wor-
unter der große Ring in der Altstadt, mit einer hohen Mariensäule und
einem Springbrunnen geschmückt, der Viehmarkt, der Roßmarkt, mit
der Neiterstatue des heil. Wen zel in der Neustadt, der watsche Platz
in der Kleinseite und der Hradschinplatz vor der Burg die ausgezeichnet-
sten sind), 223 Gaffen, 43 Kirchen, 15 Klöster, 9 Synagogen,
3,569 Häuser und mit Einschluß der Besatzung 119,000 Einwohner
(Czechen, Deutsche, Italiener und Israeliten). Die schönsten Stadt-
theile sind die Neustadt, die Kleinseite und der Hradschin. Die Altstadt
ist düster und die Iudenstadt höchst schmutzig. Von den Gebäuden zeich-
nen sich aus: 1) In der Altstadt: Die herrliche Theinkirche, in ihrer
jetzigen Gestalt zu Anfang des 15. Jahrhunderts durch PragerHandels-
leute und König Georg von Podiebrad erbaut. 13!9 vernichtete
der Blitz den einen Thurm. Sie hat gute Gemälde von Screta. Die
Grabmale Tycho Brahe's, des Historikers Hammerschmid, des
utraquistischen Bischofes Augustus Lucianus, dann ein schön ge-
arbeitetes Basrelief ober dem Eingangs sind sehenswerth. — Das Rath-
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Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie