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293 primisser, Aloys.
als politischen Angelegenheiten, kommt sedr viel auf seine Stimme und
auf seinen Nath an; er sitzt im königl. Statthaltereyrath, wie auch bey
dem obersten Nevisionsgerichte, der Septemviraltafel, und unter den Bey-
sitzern der königl. GerÄrstafel hangen zsvey, welche der König besoldet,
von seiner Ernennung ab. Er hat aus dem grauen Alterthum das Recht
noch übrig (eben so, wie auch noch z. B. die Bischöfe von Raab und
Agram) erzbischöfliche Mannslrhen zu vergeben, und damit zugleich
seinen Aftervasallen (pi ac^ial^lae), welche aus Achtung für den Lehns-
herrn, vom landesfürstlichen Dreyßigst, gleichwie auch die erzbischöfiichen
Bauern, von aller Wegmaulh frey sind, die adeligen Vorrechte zu ver-
leihen, die jedoch nur innerhalb der Gränzen seiner Erzdiöcese gültig
sind. Seit uralten Zeiten war der P. des Reichs zugleich Reichs-Münz-
Wardein, dessen Vicar zuKremnitz auf das Korn und Schrot der
neuen Münze Acht hatte; dafür aber gewisse Emolumente (kizetum ,
I>on(1li8), oder ^ von jederMarkGold und Silber einnahm. Auch noch
heute wohnt ein, seit 1790 weltlicher, vom Erzbischof bestellter Pisetar in
dem dortigen alten Pisethause, dessen Amtspflicht aber nichl weiter reicht,
als vierteljahrig die Pisetgefälle abzuholen, deren Summe im Durch«
schnitt jährlich 12,000 fi. nach der Menge des geprägten Geldes eintrug,
primisser, Aloys, Custos des k. k. Antiken- undMünz-Cabinets
und derAmbraserSammlung,geboren zuInnsbruck am 4. März 1736,
kam 1806 mit seinem Vater, dem Schloßhauptmanne Ioh . Bapt. P.,
nach Wien, wo er noch als Studirender der Philosophie diesem als Ge-
hülfe in der Aufsicht der Ambraser Sammlung beygegeben wurde. Als
dieser 1815 verstorben war, erhielt er, unter Oberleitung des Directors
des k. k. Antiken- undMünz-Cabinets, die Anstellung als Custos der Am-
braser Sammlung und bald darauf auch des genannten Cabmets. 1317
wurde er nach Tyrol geschickt, um das Beste von den 1806 noch zurück-
gelassenen Ambraser Alterthümern und Kunstsachen nach Wien zu schaf-
fen, worauf unter seiner Leitung die völlige Aufstellung der Ambraser
Sammlung im untern Belvedere erfolgte. Er wurde der gelehrten Welt
leider zu früh entrissen, als er eben im Fache der altdeutschen Literatur
und Kunst Ausgezeichnetes zu leisten begann. Er starb den 25. Iuly 1827
in Wien. Im Drucke hatte er herausgegeben: Die k. k. Ambraser
Sammlung, Wien 1819. — Übersicht der AmbraserSammlung, eb.I825.
(Auszug aus dem Vorigen.) — Den 2. Band der Sammlung altdeut-
scher Gedichte von Hagen und Büsching. Auch unter dem Titel: Hel-
denbuch, Berlin 1820. — Der Stammbaum desHausesHabsburg-Oster-
reich, nach den Originalien der k. k. Ambraser Sammlung lithoHraphirt,
mit historischen und Kunst-Nachrichten begleitet. Wien, 1820.— Übrigens
sehr viele gediegene Kunst-und Literatur-Aufsätze in B ü sch i n g's wöchent-
lichen Nachrichten, in der Wiener Literaturzeitung, in den Wiener Jahr-
büchern, woselbst auch mehrere Recensionen. In Hormayr's Geschichte
Wiens, Archiv und Taschenbücher lieferte ergleichfalls interessanteBeyttage
über alte Denkmahler deutscher Literatur und Kunst: so z.B.: Freydal's
Turnierbuch; Sammlung altdeutscher Gedichte von Maximilian I. und
dessen Memorienbuch, in den Jahrgängen 1620 —Z3 des historischen
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie