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388 Rieder, wil l). August.
KaiserS F r a n z und ein BelobungSdecret von der Lanbesstelle zu
erhalten.
Rieder, wi l l ) . August, Porträt- und Historienmaler, ein
durch Geist, Geschmack und feine wissenschaftliche Bildung ausgezeich.
neter Künstler. Er ist geb. zuDöbl ing den 30. Sept. 1796, Sohn des
Vorigen, dem er eine vortreffliche Erziehung zu danken hat. Frühzei-
tig entwickelte sich R.'s Talent und Neigung zur darstellenden Kunst, er
verfertigte schon im Knabenalter, ohne ordentliche Anleitung Zeichnun-
gen, die auf das entschiedenste für seinen Kunstberuf zeugten und beson-
ders die Aufmerksamkeit zweyer Manner erregten, die in der Folge auf
R.'s künstlerische Ausbildung entscheidenden Einfluß hatten, nähmlich des
k. k. Rathes Ar tm annAnd Va len t i n Günther 's , der früher in
Jose pH I I . geh. Cabinete eine Anstellung hatte. Durch deren Ver-
wendung wurde es R. möglich gemacht, an der k. k. Akademie der bilv.
Künste studiren zu können, welches gewünschte Ziel er aufgewöhnlichem
Wege, da seine Ältern unbemittelt waren, nicht wohl erreichen konnte.
Besonders nahm sich Ar t mann feiner auf die väterlichste Weise an;
R. lebte und wohnte bey diesem vortrefflichen Manne bis zu dessen Tode,
gegen 5 Jahre, mit Allem reichlich versehen, was er zu seinem Stu<
dium bedürfte. Wahrend dieser Zeit verfolgte R., dessen Neigung ihn
vorzüglich zur Historienmalerey zog, sein Ziel eifrig und mit dem besten
Erfolge, er erhielt mehrere Preitz und hatte auch das Glück, daß sich
andere edelmüthige und angesehene Männer um seine weitereAusbildung
annahmen ; so ertheilte ihm z.B. der Lehenpropst und Regierungsrath,
Freyh. von Hsinke, Unterricht in der Geschichte und Mythologie,
Günther unterrichtete ihn in der französischen und italienischen Spra-
che. Der damahlige Oberst-Kanzler, Grafvon Saura u, unterstützte ihn,
indem er ihn beauftragte, mehrere Gemälde aus der k. k. Bildergallerie
im Belvedere zu copiren, so z. B. den Bogenschnitzer, nach Correg-
gio,heil. IustinanachPordenone,HeleneFormans nach Rü-
be n s, T i z i a n's Geliebte u. m.,a. Obschon R. nach dem Tode seines Wohl-
thäters sich selbst überlassen blieb, so fand er doch nunmehr schon so viele
Beschäftigung, um nicht für seinen weiteren Unterhalt mehr besorgt
seyn zu dürfen. Besonders viele Bestellungen fand R. im Porträttfache,
in welchem er sich auch durch äußerstgelungene Leistungen auszeichnete, sein
Hauptfach blieb jedoch immer Historienmalerey. 1825 wurde R. als Leh-
rer der Figurenzeichnung ander k. k. Ingenieur-Akademie angestellt,
welche Stelle er noch immer aufdas ehrenvollste bekleidet, die ihm jedoch noch
Zeit genug zur Ausübung seiner Kunst übrig läßt. Außer mehreren klei-
nen Reisen und Kunstausflügen machte R. 1830 eine Reise nach Ober-
italien, V ened ig und über Tyrolzurück; 1833 aber nach Florenz und
Rom, um die unerreichten Meisterstücke Italiens kennen zu lernen.—
In seinem Atelier wirkt N. mit ununterbrochener Thätigkeit; als schaf-
fenden Künstler zieht ihn besonders die Einfachheit und Würde von Ge-
genständen aus der Bibel oder Legende an, welche nach seiner Meinung,
Geist und Gemüth in der weitesten Ausdehnung in Anspruch nehmen;
daher denn auch die Wahl der Gegenstände in seinen Darstellungen, so
fern sie von ihm abhangt, größtentheils dieser Art ist; obschon er indes-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie