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404 R o g g e n d o r f .
feld, wo einst Stubenberg mit Kuenring impfte und ein Haufe
zusammengelegter Steine des Letztern Grab bezeichnet.
Roggendorf, N)ilh. Freyh. v. , kaiserl. Feldmarschall, geh.
Rath und Kriegsrath, Obersthofmeister, Ritter des Calatrava-Ordens,
war geb. 1481, und trat früh in Hofdienste bey dem König Phi l ipp I.
von Spanien. — Noch wahrend desselben hatte R. sich in den Kriegen
gebrauchen lassen, die Max imi l ian gegen Venedig führte. Er
that mif Friedrich Gonzaga, als Anführer der Deutschen, einen
Ausfall aus Verona, und drang in Colog na mit den Fliehenden,
die alle gefangen gemacht wurden, zugleich ein, wobey er eine Wunde
davon trug. Zugleich wurde auch Soay i genommen, und die Etsch-
brücke zerstört (1513). Als nachher Liv iano Verona belagerte, ver-
theidigte R. diese Stadt mit ausgezeichneter Tapferkeit, und hielt mit
gleicher Vorsicht die Einwohner in Schranken, unter denen der Feind
Verständnisse hatte. Semer bereits erprobten Tapferkeit/ Einsicht
und Treue öffnete Carl V. einen größeren Wirkungskreis, da er ihn
zum Statthalter über Friesland ernannte. Inzwischen hatte R. im
geldrischen Kriege (1517) auch den Befehl über die Lüttlch'schen Truppen
geführet. In der Folge zog er mit des Kaisers deutscher Infanterie
nach Spanien gegen die empörten Mauren, die er aus ihren Verschan-
zungen warf, so daß sie zum Gehorsam zurückkehren mußten (1522).
Er rückte mit eben diesen Truppen in Frankreich ein (1524), wo er sich
der ganzen Provinz Bearn und darin mehrerer Städte und Festungen
bemächtigte. Während der Belagerung von Fuentarabia ernannte
ihn Carl V. zum Capitän seiner Leibwache, zum Ritter vomCalatrava-
Orden und bald darauf zum Vicekönig von Catalonien. Wie bedeu-
tend sein Rath in dem belagerten W i e n (1529) war, läßt sich
aus dem Ruhme, der ihn begleitete, und aus den Diensten beurtheilen,
die er nachher geleistet hat. Die Osmanen Schritt vor Schritt verfolgend,
eroberte er Gran, Vissegräd und Waizen (1530); wodurch zwar
die Belagerung von Ofen zu tief in die späte Jahreszeit siel/ und
aufgehoben werden mußte, aber doch mitwirkte, den Waffenstillstand'
herbeyzuführen, wiewohl dieser nur kurze Ruhe gewahren konnte. —
So l im an hatte seine Absichten auf Wien noch nicht aufgegeben. 1532
fühlten bey den fürchterlichen Zurüstungen der Türken, deren sich bey
Belgrad 300,000 sammelten, die obschon durch Religionsirrungen
getheilten deutschen Neichsstände in der Gefahr Österreichs auch ihre
eigene. Weniger langsam und viel zahlreicher als sonst zog sich dieses
Mahl eme Türkenhülfe zusammen, die, in Verbindung mit kaiserlichen,
niederländischen, spanischen, italienischen und ungarischen Truppen, ein
Heer von 65,000 Mann zu Fuß und 11,000 zu Pferde bildete, ohne
das leichte unregulirte Kriegsvolk zurechnen. R. wurde Führer der ganzen
Streitmacht und der Erfolg war groß. So gerüstet hatte der stolze
Sultan kerne christliche Armee erwartet, schon an ihrem drohenden An-
sehen scheuerten seme Plane, er berechnete, was er nie gewohnt war,
seme Strettkrafte, ließ es bey Streifzügen bewenden, und sah auch
d.ese überall mlt Verlust zurückgewiesen. Nach dem nicht sehr bluti-
gen aber mel entscheidenden Feldzuge ward R. vom König Ferdinand
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie