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R o l l e t t.
1801 nach dem Curorte Baden, wo er bald seine Wünsche in vollem
Mäste befriedigt sah. Mit erneuerter Thätigkeit weihte er sich hier den
Wissenschaften und seiner Kunst. Mehrere glückliche Curen verschafften
ihm bald eine ausgebreitete Praris und das allgemeine Vertrauen, wel-
ches er noch gegenwärtig genießt. Er half auch das Mariensvital in B a-
den errichten und besorgte dasselbe durch 1.2 Jahre unentgeldlich, wäh-
rend welcherZeit er vielen tausend armenKrankenHülfe leistete und viele hun-
dert Kinder vaccinirte. Nebstbey widmete er sich in freyen Stunden sei«
nen Lieblingswissenschaften, der Botanik und Mineralogie mit großem
Eifer und dem erfreulichsten Erfolge, von welchem seine zahlreichen Samm-
lungen den schönsten Beweis liefern. Seine thätigen Bemühungen blie-
ben nicht ohne Anerkennung. 1315 ertheilte ihm Kalser F r a n z aus
eigenem Antriebe die goldene Civil-Ehrenmedaille mit Ohr und Band;
1813 ernannte ihn die ß. k. Landwirthschafts Gesellschaft in Wien zum
Mitgliede und mehrere Mahle erhielt er ehrende Besuche von Mitglie-
dern der kaiserlichen Familie, die sein thätiges Wirken, wie sein wissen-
schaftliches Streben mit ihrem Beyfallc beehrten. In seinem Garten,
den er ganz durch eigenen Fleiß anlegte, stehen mehrere hundert Bäu<
me der trefflichen neuen Obstsorten, sammt vielen botanisch-merkwür-
digen Pflanzen. Nebst einer zahlreichen Bibliothek v)n mehr als 400l)
Banden aus allen Wissenschaften enthält sein Museum eine vollständige
systematisch geordnete Sammlung von allen Mineralien und von zahl-
reichen Petrefacten von der Gegend um Baden, ein Herbarium von
12,000 Pftanzensorten, worunter die vollständige Flora von Baden
sich befindet, dann eine complete Hofz» und Samen-Sammlung, von
Forst-, ökonomischen und Zierpflanzen; ferner eine ziemlich vollständige
Conchylien- und Zoophyten-Sammlung, worunter sich die seltensten Stü-
cke,die Badner Conchylien absrvollständig befinden,eine zoologische Samm-
lung von allen Säugethieren des österreichischen Kaiserstaates bis zur
Hirschesgröße, die Vogel von Österreich fast vollständig mir ihren Eyern,
nebst einigen seltenen fremden; Amphybien, Würmer, Eingeweidewür-
mer, Fische, Insecten aus der Gegend um Baden und mehrere frem-
de. Ferner besitzt er auch noch eine technologische Sammlung von ro<
hen Naturproducten und deren stufenweise Veredlung, und Fabrikate
von mehreren tausend Nummern, dann auch eine große und gewählte
Sammlung schöner weiblicher Handarbeiten, endlich eine wohlgeordnete
Münzen-und Medaillen-Sammlung, worin sich die fast vollständige
Suite der französischen Medaillen befindet. Von dem berühmten Dr.
Gal l aus Par is erhielt N. 1325 dessen sämmtliche Werke in einer
Prachtausgabe, der i^n zugleich seine in Wien zurückgelassenen vielen
Schädel und Oypsbüsten überließ, welche auch dem Museum einverleibt
wurden. Über alle diese Sammlungen verfaßte R. vollständige, beschrei-
bende Cataloge; sein Museum öffnet er jedem Kunst- und Naturfreun-
de mit Vergnügen, so viel es ihm seine beschränkte Zeit gestattet. Seine
literarischen Leistungen sind: Medicin, chirurg. Archiv von Baden in
Niederösterreich (mit Dr. Schenk) Wien 1305. — Kleine Flora und
Fauna von Baden, eb. 1305. — Hygieia, ein Handbuch für Badens
Curgäste. Baden, 1816. Außerdem lieferte er einige Beyträge in ver-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie