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Rottenhann, dle Grafen. — Rottenhann, H. F. Graf v. 125
Rottenhann, die Grafen, eines der altessen Geschlechter der
ehemahligen Reichsritterschaft in Franken, auch daselbst begütert, geht
bis in das 9. Jahrhundert zurück. Es theilt sich seit dem Anfange des
13. Jahrhunderts in 2 Linien, die Freyherren v. R. zu R e n t-
w e i n S d o r f und E y r i n g s h o f e n , und die Freyherren, jetzt
Grafen von R. zu M e r z b a ch. Kaiser J o s e p h I I . verlieh
der letztgenannten Linie die reichsgräfiiche Würde. Die Besitzungen
desselben liegen in Böhmen und im Ober- uud Untermainkreise des
Königreichs Bayern an der nördlichen Gränze dieses Staates gegen
Sachsen.
Rottenhann, Heinr. Franz Graf v., Großkreuz des ungar.
St. Stephan-Ordens, k. k. wirkl. geh. Rath, Staatsminister, Prä«
sident ber obersten Iustizstelle, der Hofcommission in Gesetzsachen und
der zur Abfassung der politischen Gesetzsammlung niedergesetzten Hofcom,
mission, ward den 4. Oct. 1737 zu Bamberg geboren. SeinVater,
Alexander Grafv. R., Odersthofmeister des Fürstbischofs vonBam-
berg und Würzburg, gab ihm eine sehr sorgfältige literarische Bildung.
Durch die Erwerbungen seines Hauses in Böhmen dem österr. Staate
gewonnen, begann R. bereits 1776 als bö'hm. Gubernialrath dem öffent-
lichen Dienste sich zu widmen. Schon in dieser Stufe erwarb er sich
durch seine ausgezeichneten Eigenschaften allgemeine Achtung und berech-
tigte zu Erwartungen, die in der Folgezeit in Erfüllung gingen. Bald
wurde er auch von Kaiser Joseph I I . zu Geschäften verwendet, die
außer dem Bereiche seinerAnstellung lagen und ein besonderes Vertrauen
in ihn beurkundeten. 1732 wurde er zum Hofrath bey der böhm. Hof-
länzley, 1736 zum Präsidenten der Regierung in Osterreich ob der
Enns und des ihr zugleich damahls untergeordneten Landrechts, endlich
1791 zum Oberstburggrafen und Gubernial-Präsidenten in Böhmen
ernannt. 1792 wurde R. als Kanzler der vereinigten Hofstelle nach
Wien versetzt und 1796 trat er in das Ministerium. Seine Individua-
litat hat sich sehr bestimmt in einem merkwürdigen Aufsatze über die
Verbesserung der Erziehung und der Lehranstalten ausgesvrochen. Ein
sehr achtbarer Gelehrter des Auslandes hat sie mitgetheilt: Nachrichten
von der beabsichtigten Verbesserung des öffentlichen Unterrichtswesens in
den österr. Staaten. Herausgegeben von Freyh. v. Eggers, kö'nigl.
dänischen Legationsrath, Tübingen 1803. In einer den Geschäfts-
männern nicht gewöhnlichen Sprache entwickelte diese Abhandlung
einen reichen Schatz des ÄZissens. — Das Vertrauen seines Fürsten
berief R. den 7. Sept. 1801 zu nicht minder wichtigen und gelehrten
Arbeiten, indem es ihm das Präsidium der Hofcommission in Gesetzsa-
chen übertrug. Unter seiner Leitung und Mitwirkung vollendete die Com-
mission das Gefetzbuch über Verbrechen und schwere Polizeyübertretungen.
Das bürgerliche Privatrecht, eine noch weitläufigere und schwierige Arbeit,
wurde beendigt und von R. der Sanction des Kaisers Franz überreicht.
Andere wichtige Materialien für die übrigen Zweige der Gesetzgebung
sind unter seinem Einflüsse vorbereitet worden. An allen diesen Berath-
fchlagungen über die höchsten Interessen der bürgerlichen Gesellschaft hat
sein gebildeter Geist den thätigsten Antheil genommen und nicht selten
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie