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426 R o u v r o y.
in die Meinungen und Begriffe Oehalt, Übereinstimmung und Klarhekt
gebracht. Nicht leicht hat ein Vorstand die schwere Kunst, der Berath«
shlagung ohne fühlbare oder lästige Autorität die gewünschte Richtung
tu geben, in solchem Maße ausgeübt, wie er. Nicht leicht hat einer in
öffentlichen Verhandlungen eine größere Aufmerksamkeit für fremde An-
sichten, einen ruhigern Sinn bey dem Conflict der Leidenschaften und
Meinungen und eine liebreichere Schonung gegen beschränktere Einsich,
ten bewiesen. Im August 1304 ward R. zum Präsidenten der obersten
Iustizstelle ernannt. Den 2. März 1803 ernannte ihn der Kaiser zum
Präsidenten einer Hofcommission, welche für die Monarchie einen Coder
aus den zerstreuten politischen und Cameralgesetzen zu ordnen beauftragt
war. Ihm wurde der erste Stifter des staatswirthschaftlichen Stu-
diums in den österr. Staaten, der gelehrte Veteran S o n n e n -
f e l s zum Gehülfen und Vicepräsidenten dieser Hofcommission bey«
gegeben. — Also wirkte R. in dem öffentlichen Leben. An ihm fand
das Verdienst in jedem Stande und auf jeder Stufe den großmüthigen
Freund, der unaufgefordert oft mit unsichtbarer Hand zu ermuntern
strebte und, wie er nur immer konnte, den Verdienten durch Wohl-
wollen emporhielt. Er ragte in seinem Stande mit der Einfachheit des
Alterthums hervor. — Herr von 13,000 Unterthanen in Böhmen, war
seine Herrschaft nur durch Wohlthun und weise Einrichtungen. ihnen
fühlbar. Nicht weniger anziehend war die Annehmlichkeit seines Um-
ganges. Mit dem feinen Weltton und dem sichern Tact, der nur in dem
Verkehre mit der großen Welt erlangt wird, verband N. einen Schatz
von Kenntnissen. Der 14. Febr. 1809 endete sein verdienstreiches Leben.
Rouvroy, Theod. Freyh. v., k.k. Feldzeugmeister, Inhaber
eines Artillerie-Regiments, Commandeur des Maria Theresien-Ordens,
geboren 1727^in Sachsen, trat 1745 in kaiserl. Kriegsdienste und zeich-
nete sich bey mehreren Gelegenheiten in der Folge vorzüglich aus. Bey
der Einschließung des Fouquet'schen Corps bey Landshut (1760)
traf er so gute Anstalten, daß ihm Loudon, der freylich das Verdienst
mit den Gefährten seiner Unternehmungen gern theilte, das Zeugniß gab,
es würde ohne seine Mitwirkung schwerlich ein so vollkommener Sieg
erfochten worden seyn. R. rückte zum Obersten vor.—Daß Olatz (1760)
so leicht überging, schreibt man hauptsächlich seinen zweckmäßigen An-
stalten zu. Einige Grenadiere hatten sich bis an die Pallisaden hinange-
schlichen und die Wache schlafend gefunden; worauf mehrere Bataillone
anrückten, durch den bedeckten Weg eindrangen, den Feind, der jetzt
zum Gewehre griff, überwältigten und mit ihm zugleich in die Festung
drangen. Die nächste Folge «war die Einschließung von Bres lau.
R. siel der Auftrag zu, den Commandanten aufzufordern und ein kräf-
tiges Bombardement unterstützte seine Gründe, die aber auch bey der
zweyten Aufforderung nichtgehört wurden ,daTauenzien mehr auf die
Ehre des Restes der lönigl. Leibwache, deren Befehlshaber er war, als
auf das Schicksal der unhaltbaren Stadt bedacht schien, indem er auf
den Entsatz nicht so früh rechnen durfte, als derselbe eintraf. Bey
dem Überfalle von Schweidnitz (176!) stürzten die Grenadiere, ohne
einen Schuß zu thun, mit gefälltem Bajonette in eines derAußerwerke;
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie