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r Adria mit dem ^cllegiatcapitel und Seminar. Die Cathedrale ist
sehenswürdig. Großartig ist das mit 5 Reihen Logen versehene Thea-
ter, welches auch von Innen zweckmäßig eingerichtet ist. Auffallend
schön sind die Formen des weiblichen Geschlechtes in N. Von hier
nach Ferrara führt jetzt eine gerade Straße. Man paffirt gleich
hinter der Stadt den Adigetto auf einer Brücke und dann eine Strecke
längs dem Canale Bianco, dessen hoher Damm zum Theile zur Straße
benutzt ist. Die Gegend ist fruchtbares ebenes Marschland, von Graben
durchschnitten, deren Rander mit Bäumen bepflanzt sind. Sie gewährt
für das Auge keine Abwechslung. Der Po macht hier die Gränze des
lombard.-venetian. Königreiches. Hat man ihn überschritten, so besin-
det man sich im Gebiethe des Kirchenstaates.
Royko, Caspar, geboren am 1. Iän. 1744 zu Marburg in
Steyermark. Nachdem er in seiner Vaterstadt den ersten Unterricht er-
halten hatte, legte er in Grätz die Gymnasial- und philosophischen
Studien zurück und verdankte den Jesuiten seine große Fertigkeit in der
lateinischen Sprache. 1763 kam er nach Wien , um M a r t i n i über
d:s Naturrecht und Riegger über das Kirchenrecht zu hören und die.
Vortrage dieser Männer hatten auf seine Bildung einen sehr vortheil-
haften Einfluß. Er entschloß sich nun zum Weltpriesterstande und kehrte
zum Studium der Theologie nach Grätz zurück. Hier hörte er sowohl die
molinistischen Vorlesungen der Jesuiten, als auch die thomistischen der
Augustiner und Dominicaner. Er erhielt die theologische Doctorwürd?.
1766 zum Priester geweiht, widmete sich R. mit allem Eifer der Seel-
sorge in den Pfarrgemeinden Zellnitz undWitschein. 1773 erhielt
R. einen Posten, der seinen Kenntnissen und seinem Wunsche angemes-
senwar, nähmlich die Lehrkanzel der Philosophie in Grätz und 1774
jene der Kirchengeschichte. Die Regierung bemerkte seine musterhafte
Berufsthätigkeit und übertrug ihm zur Erweiterung seines Wirkungskreises
1777 auch die Direction des Studienseminars zu Grätz. Hier hatte er
die wissenschaftliche und sittliche Bildung von mehr als 200 Jünglingen
zu leiten, von den Grammaticalclassen an bis einschließig zur Theologie
oder zum Rechtsstudium. Er war die Seele des Instituts und dasschö'nste
Vorbild für seine Zöglinge. Als im Herbste 1782 die Universität zu
Grätz in ein Lyceum verwandelt und dieKanzel der Kirchengeschichte mir
jener des Kirchenrechts vereinigt wurde, kam R. als Professor der Kir-
chengeschichte an die Universität zu Prag. Kaum hatte er hier seine
Vorlesungen eröffnet, als er schon eine große MengeZuhörer aus allen
Ständen um sich versammelt sah; denn der Ruf von seiner Geschichte des
Constanzer Conciliums war ihm vorangegangen und hatte die Böhmen
begierig gemacht, einen Mann selbst zu hören, der die Geschichte ihres
vom besagten Kirchenrathe zum Scheiterhaufen verurtheilten Landsman-
nes Johann Huß eben so freymüthig als wahr beschrieben hatte^
Seine geistvollen Vorträge und die Schriften, die er in diesem Jah-
re herausgab, verbreiteten seinen Ruf immer mehr; so znar, daß er
1785 von der gelehrten Gesellschaft zu Anhalt - Bernburg als Mit-
glied aufgenommen, 1790 zum Decan der theologischen Facultät zu
P und 1791 zum Repräsentanten der nähmlichen Facultät und zum
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie