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438 Rudolph 11., röm.-deutscher Raiser.
durch die Zuneigung der Böhmen. Allein auch diese günstige Gesinnung
wurde durch R.'s Religionsintoleranz wieder gestört. Seine Hauptsorge
war, Ungarn gegen die Einfalle der Türken zu sichern. Er trat daher
in Croatien, wo die Unterhaltung der Gränzplatze zu viel kostete, das
Land an der Gränze als Reichslehen an seinen Oheim, Ca r l , Erzher-
zog von Steyermark, dem diese Provinz näher lag, ab, und Car l
vertheilte sie wieder als Afterlchen an Abenteurer aus allen Nationen,
wodurch die Miliz entstand, die sich in späteren Kriegen unter dem
Nahmen: Croaten, Panduren und Gränzer so viel Ruf erworben
hat. Eben so zog er die Uzkoken, vertriebene Christen aus türkischem Ge-
bieth, von Clissa in Dalmauen nach Croatien. Immerwährende Necke-
reyen der Türken brachen endlich durch den Einfall des Paschas von
Bosnien 159!. in Croatien in einen Krieg aus, R. belagerte 1592 Szi-
geth, wurde aber geschlagen. Nun erklärte Murad I I I . förmlich den
Krieg und eroberte 1593—94 Szigeth und Raab. S ieg mund
Ba tho ry , Fürst von Siebenbürgen, der Moldau und Walachey, der
1595 von den Türken abfiel, Christina von Steyermark heyrathete,
And den Großvezier Si na n-Pascha schlug, stellte die Angelegenheiten
der Christen etwas wieder her, und R.'s Truppen eroberten Gran und
V issegräd wieder. Erzürnt nahte sich aber Muhamed I I I . 1596
mit bedeutender Macht und schlug den Erzherzog M a x i m i l i a n , ohne
jedoch weiter vorzudringen. 1596 trat auch Sieg mund Siebenbür-
gen an R. ab. Bald gereuete ihn aber diese Cession, und er dankte nun
zu Gunsten Andreas, Cardinal-Erzbischofs von W a r n i e n , ab.
Dieser ward aber von den Kaiserlichen und dem Woywoden derWalachey,
Michael , der mit R. verbündet war, geschlagen und auf der Flucht
getodtet. Als sich aber Michael selbst Siebenbürgens für sich bemächti-
gen wollte, gerieth er mit den Kaiserlichen in Krieg, und ward von
General Basta geschlagen und auf dessen Anstiften ermordet. Zwar er-
schien Siegmu nd abermahl in Siebenbürgen, dankte aber 1598 lvieder
zu Gunsten R.'s ab, und starb 1613 in Böhmen. Basta's Herrschaft
lastete aber eisern auf Siebenbürgen, ein Aufstand brach aus, an dessen
Spitze MosesTökely stand; zwar wurde er verjagt, kehrte aber mit
Türken und Tataren zurück, und tieß sich zum Fürsten ausrufen. Bald
wurde er jedoch 1603 von den Deutschen besiegt und getodtet. Unter-
dessen war auch Ungarn, durch die Bedrückungen der Beamten und
Generale des Kaisers, durch die Schlaffheit des Letztern, der.nicht ein«
mahl auf dem Reichstage erschien und die angebrachten Klagen nicht
achtete, zur höchsten Unzufriedenheit gebracht, aufgestanden. Ste-
phan Bocskay war Führer des Aufstandes. Be lg io joso, Gou-
verneur R.'s, wurde geschlagen. Auch Siebenbürgen erhob sich wieder,
da das Elend dort durch Hunger, Pest, Krieg und Bedrückungen aufs
Höchste gestiegen war; man berief Bocskay zum» Fürsten, und ver-
jagte mit Hülfe der Türken die Österreicher. Der Großvezier ließ nun
Bocskay 1605 zum König von Ungarn ausrufen, und sekte ihm
selbst eine Krone auf, was jedoch Bocskay klugerweise nicht an-
nahm. Indessen eroberte er ganz Ober-Ungarn, bedrückte Osterreich
und Steyermark, und brach in Mähren ein. Alles dieß vermochte
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie