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476 S a l z b u r g .
überraschenden Anblick einer italienischen Stadt, mit aller Pracht süd-
licher Bauart inmitten beschneiter Alpen, und jeder Schritt gewährt
ein neues Bild. — S. ist mit Mauern und Wällen umgeben, hat
3 Thore, und besteht aus der innern Stadt und den 3 Vorstädten: Müh-
len,Nonnthal und Ste in . Über die Salzach führt eine Brücke von
370 Fuß Länge. Auf derselben ist einer der schönsten Standpuncte. Die
Witterung ist der nahen Hochgebirge wegen sehr veränderlich; der Win-
ter strenge, das Frühjahr kühl, der Sommer hingegen drückend heiß
und reich an Ungewittern, der Herbst aber meistens anhaltend schön. —
S. zählt nicht weniger als 26 Kirchen, und 8 (meist aufgehobene) Klö-
ster; durchaus schöne, 3—4 Stock hohe, Häuser, meistens zur Hälfte un-
bewohnt. In den Vorstädten Müh len , S te in und Nonn tha l sind
die minder zierlichen Häuser mehr bewohnt. Die Gassen sind großtentheils
enge und krumm, hingegen die Plätze desto größer und schöner. Der'
Albenbach, aus dem Königssee in Berchtesgaden kommend, ist in vie-
len Quadercanälen durch die ganze Stadt geleitet, füllt fast .auf
jedem Platze einen Springbrunnen, und dient zur Säuberung derStra-
ßen. Die Beleuchtung ist dürftig; das Pflaster war einst besser. — S.
hat im Ganzen 720 Häuser mit 11,300 Einw., ist der Sitz des Kreis-
amtes für den Salzburger Kreis, eines Stadt- und Landrechts, Erzbi-
schofs und Domcapitels, einer Brandassecuranz für Oberösterreich :c. Den
Haupt-, Hof- oder Residenzplatz ziert der schönste Springbrunnen Deutsch-
lands, ganz aus weißem Marmor, 45 Fuß hoch, durch Erzbischof Gui-
do bald, Grafen von Thun , l663 errichtet. Aus demselben leiten
Röhren das Wasser auf die Dächer der Winterresidenz und des Dicaste-
rialgebäudes. Die Muschel, die Pferde und die Atlanten sind Monoli-
then. Der Domplatz enthält Hagen au er's schöne Mariensäule aus
Erz. Zwischen beyden Plätzen steht di.'prachtvolle, mit 2 Thürmen ge-
zierte Domkirche, im 17. Jahrhundert von San t i no S o l a r i aus
Como im Style des Vatican erbaut. Die prächtige Fa^ade, ganz aus
weißem Marmor, füllt die ganze Breite des Domplatzes; 3 Arcaden mit
den Statuen: St . Peter, Pau l , Ruprecht und V i r g i l , aus
weißem Marmor, führen zum Portal. Über demselben ist eine Balu-
strade mit den 4 Evangelisten; auf der Spitze des Giebels steht derWelt-
heiland. Das Innere ist durchaus einfach und edel; Altäre u. dgl. sind
bloß aus roth und weißem Marmor. Man sieht hier die Monumente
der Erbauer, Erzbischofs Mar cus S i t t i cus und Par is von Lo-
dron , und unter den 5 Orgeln befindet fich Eged ach er's große mit
43 Registern. Das Hochaltarblatt, die Auferstehung Christi, ist von
Rhensi aus Tr ient ; die Grablegung und die Auferstehung, 2 Wand-
bilder sind von S o l a r i ; Christus am Kreuz von Carl Screta;
der heil. Vincenz von H. Schönfeld; die heil. Anna von Sandrar t ;
die heil. Rochus und Sebastian voH Schön fe ld ; der heil. Carl Bor-
romäus von Sand ra r t ; die heil. Martin und Hieronymus von
Schönfeld; die Sendung des heil. Geistes von Scre ta ; die Taufe
Christi von Le Neve. Das Deckengemälde und die Seitencapellen sind
von Mascagni und seinem Schüler So la r i . Am Eingänge rechts,
in einer Ecke, befindet sich noch ein sehenswerthes Baptisterium.— Un<
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie