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Schafwollspinnerey und Handel mit Schafwollgesp. 505
nahmentlich in der The-Losen'schen Tuchfabrik zu Ri t tersfe ld in
Österreich unter Enns, in der Namiester und den meisten Tuchfabriken
Brün n's, dann zuSchlappanitz in Viähren, wo eine der größten
Schafwollspinnereyen besteht, in der Berger'schen Tuchfabrik zu Alt-
Habendorf, der Nlbrich'schen zu Reich enberg, der v. Sche-
rer'schen zu Neuhof in Böhmen, der Moro'schen zu Klagen-
furt :c^, außer welchen noch niedrere kleinere Spinnmaschinen in Böh-
men und Mähren vertheilt sind. Mehrere dieser Fabriken haben 2 auch 3
Satze für eigene Rechnung im Betriebe und arbeiten auch für andere.
Selbst mehrere Tuch- und Casimirmacher-Meister in Mähren und Böh-
men halten eigene Maschinen zum Spinnen ihrer Wolle. Man sindet sie
von verschiedener Bauart mehr oder weniger vollkommen. — Die Ma-
schinenspinnereyen sind jetzt im österr. Staate ziemlich verbreitet und ha-
ben in dsr Nahe der Tuchfabrikations-Ortschaften größtentheiis dieHand-
spinnerey verdrangt. Auch in Ungarn sind bereits Spinnfabriken in Thä-
tigkeit; nur diejenigen Garne, welche noch zum eigenen Gebrauche ge-
sponnen und verwebt werden, wie z. B. im südlichen Ungarn, in Sie-
benbürgen, in der Militärgränze, in Tyrol u. s. w. sind noch durchaus
Handgespinnst. Siebenbürgen hatte außer einigen Krämpel- und Spinn-
maschinen einzelner Tuchmacher, welche dieselben jedoch bloß zur Er-
zeugung der von ihnen selbst verarbeiteten Wollgespinnste benutzen,
bereits 1822 eine Gespinnstfabrik zu St . Helena bey Zoodt im
Hermannstädter Stuhle, in welcher für die Hermannstädter Tuchma-
cher aus den von ihnen,dahin beförderten Wollparthien die zur Erzeu-
gung der Land-, Monturs- nud Egalisirungstücher erforderlichen Ge<
spinnste in dem Preise von 12, 16—26 Kreuzer Conv. Münze pr. Pfund
erzeugt wurden. Die Fabrik spann damahls täglich 120 Pfund Woll-
garn gröberer Art. Unter den deutschen Provinzen haben Böhmen und
Mähren die meisten Spinnfabriken. Reiche nb erg in Böhmen verdankt
die erste Einführung der Spinnmaschinen dem Fabrikanten Römheld,
welcher damahls Leuer derB er g e r'schen.Tuchfabrik daselbst war. Noch um
1812 wurde in Reichenberg alle Wolle mit der Hand
gesponnen;jetzt
sind durchaus Maschinen, welche durch Wasser, durch Roßwerke
oder durch Menschenhände betrieben werden, an die Stelle der Hand-
spiynerey getreten. Von Wasserwerken allein bestehen nicht weniger als
45, welche 311 Schrobelmaschinen, wodurch die Wolle die nöthige Vor-
bereitung erhält, und 602 Spinnmaschinen in Thätigkeit setzen. An die
Stelle der Roßwerke treten jetzt häufig die neu errichteten Wasserwerke,
welche weit geringere Kosten verursachen. DerVerbrauch an Schafwolle war
1829 inReichenberg allein 13,769 Ctr., wovon 16,886 Ctr. von der
Tuchmacherzunft und 1,883 Ctr. von den 4 Fabriken verarbeitet wurden.
Manschlug den Durchschnittspreis des Ctrs. Schafwolle zu 80 Gulden an,
welches die Summe von 1,501,520 Gulden Conv. Münze gibt. Seit Kur-
zem wurden in der österr. Monarchie auch die ersten Kammgarnspinnereyen,
woran es bisher ganz gebrach, eingeführt. 1835 waren bereits 4 solcher
Kammgarnspinnereyen in Thätigkeit, nahmentlich in P rag , Mä h-
risch-Neustadt, Gmunden und Hirschb erg und es sollten noch
h neu etablirt werden. Durch diese Unternehmungen wird bereits
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie