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5l4 S ch e i g e r.
ger, aber armer Familie. Schon in frühester Jugend zeigte er glühen»
den Eifer sowohl für Malerey als Tonkunst; seine dürftigen Altern
konnten ihm jedoch nicht den nöthigen Unterricht verschaffen, nur von
einem talentlosen Maler, Nahmens Kre i th ner, erhielt er einige Anlei-
tung im Zeichnen, die ihm jedoch von wenigem Nutzen gewesen seyn
würde, wäre nicht zufällig der damahlige kunstsinnige Fürstbischof von
Gurk, Franz Rav. zu Sa lm-R ei ff er scheid auf die Talente des
Knaben aufmerksam geworden, und hätte ihm fortan seine Unterstü-
tzung zugewendet und ununterbrochen für seine weitere Bildung gesorgt.
1809 reiste S. durch dessen Begünstigung nachItalien, aufwelcherReise er
sich auf der Fahrt von Venedig nach Fe rra ra'verkühlte, und da-
durch wahrscheinlich den ersten Grund zu seinen nachher fast immer wan-
kenden Gesundheitsumständen und seinem zu frühen Tode legte. Nach
seiner Rückkehr weilteer durch mehrere Jahre zu K lagen fu r t , fort-
während eifrig mit Ausübung seiner Kunsi beschäftigt. 1317 gmg er auf
Kosten des Fürstbischofs abermahls nach Italien, besuchte Venedig,
M a i l a n d , F lo renz , R o m , Neapel und Sicilien, und hielt sich
dann längere Zeit in Rom auf, wo er die auszeichnende Gunst des
Papstes Pius V I I . erwarb, der ihm zu einem Porträte saß, und ihn
mit dem Christus-Orden beehrte. Aus dieser Periode sind auch die schön-
sten seiner Gemälde. 1318 kehrte S. nach K lagen fu rt zurück, und
ging nach einer glücklich überstandenen lebensgefährlichen Krankheit 1819
nach W i e n , wo er ein Jahr blieb, und mehrere schöne Bilder verfer-
tigte. 1320 ging er neuerdings nach R o m , und kehrte im September
1321 wieder nach Wien zurück, wo seine Gesundheit, die in Italien
bereirs zu den schönsten Hoffnungen berechtigt hatte, auf einmahl zu
schwinden begann. Eine übel angewandte Curmethode verschlimmerte
seinen Zustand zusehends, und erstarb im blühendsten Lebensalter den
12. Jan. 1822 zum unersetzlichen Verluste für die Kunst. Unter seinen
schönen, geistreich empfundenen und mit künstlerischer Weihe ausgeführten
Gemälden sind besonders anzuführen: Eine heilige Cä c i l ia , orgelspie-
le^nd, von 3 herrlich gedachten Enge!n umgeben. — Madonna mit dem
Kinde, Kniestück.—Lebensgroßer Kopf der heil. Ca th a r ina. —Der
Apostel Andreas , ein Altarblatt.—Madonna mit dem Kinde in einer
Landschaft, ein sehr schön gedachtes Bi ld , fast an Raphael's uner-
reichte Zartheit erinnernd, und endlich die schone todte Cäci l ia mit 2
bethenden Engeln, die sich in der k. k. Bildergallerie im Belvedere be-
sindet.
Scheiger, Ios. , k. k. Oberpostverwalter zu Zara inDalmatien,
ist 1801 in Wien geboren, und trat bald nach absolvirten juridischen
Studien bey dem Schottengerichte zu Wien in öffentliche, 1827 aber
in Staatsdienste. Durch Hormayr für vaterländische Geschichte beson-
ders angeregt, folgte er dieser Richtung vorzüglich seit 1820. Pr i -
mi sser's persönliche Bekanntschaft und der Briefwechsel mit Busch ing
in B res lau, dann die ihm 1824 übertragene wissenschaftliche Cata-
logisirung desSchönfel d'schen Museums in W i e n , erweiterten seine
Kenntnisse im Fache der Archäologie des Mittclalters, wahrend er aufhält
sigen, zum Theil wegen beschränkter Vermögensverhaltnisse mit großen
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie