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512 S ch l ech t a , I o h.
Sein Schauspiel: Der Grünmantel von Venedig, wurde im Theater an
der Wien mit Erfolg, seine Cimburga von" Masovien im Hofburgthea-
ter mir minderem Beyfall gegeben, wiewohl sie manche Schönheiten
hat. Ersteres wurde 1825 in Wien gedruckt. Gelungene lyrische Ge,
dichte von ihm befinden sich in mehreren in- und ausländischen Zeitschrif-
ten und Taschenbüchern, im Morgenblatt und Gesellschafter, im Wie-
ner Conversationsblatt, in der Wiener Zeitschrift und in der Minerva,
Aglaja :c. Viele dieser Poesien erschienen gesammelt zu Wien 1L23
unter dem Titel: Dichtungen. S. ist ein Nachkomme des Folgenden.
Schlechta, Ioh., war zu Koste l etz in Böhmen am 24.
Jan. 1465 aus dem edlen Geschlechte der Wschehrde geboren und
hatte Nico laus S. zum Vater. Schon in seiner zarten Jugend leuch-
tete aus ihm erhabene Geisteskraft hervor. In den Anfangsgründender
Wissenschaften wurde er auf der vaterlichen Burg zu Kostet etz unter-
richtet. Zur höhern Bildung wurde er dem MarcusGrego r i us
anvertraut; unter der Leitung desselben machte er so glückliche Fort-
schritte in den Wissenschaften, daß er in der Folge den größten Män-
nern Böhmens^andie Seitegestelltworden. BeynahealleWerkeB ohus-
law's Lobkowitz v. Hassenstein (s. d.) sind mit dem ausgezeich-
netsten Lobe dieses seltenen Mannes erfüllt. Als sein Ruf zuWla dis-
la w II.König von Ungarn und Böhmen gelangte, wurde S. an dessen
Hof berufen. Daselbst besorgte erlange Zeit desKönigs Briefwechsel und
ward in den geheimsten Angelegenheiten dessen Rath.geber. Was S. in
dieser Beziehung am Hofe Treffliches geleistet, beurkunden die Ge-
dichte Bohuslaw's. Ja dieser erbath sich selbst in zweifelhaften Din-
gen S.'s Rath.^Hiero n. B a l b i (s. d.) äußert sich über dessen Ta-
lent: S. habe die Beredsamkeit des Cicero nahe erreicht. Wie er in der
Dichtkunst glänzte, darübergibt Bohuslawdas vollgültigste Zeug<
niß; zwischen ihm und S. bestand die innigste Harmonie der Gefühle.
Daß S. auch Mitglied der gelehrten Donaugesellschaft (s. d.) ge-
wesen, erhellt aus den Anekdoten, welche Lispertus aus der bay-
rischen Hofbibliothek hervorzog. Aber nicht bloß in den schönen Wissen-
schaften arbeitete S . , sondern auch in der Rechtsgelehrsamkeit und der
Philosophie. Ein schönes Denkmal philos. Geistes ist sein Miciocoä-
M05. Er übergab das Werk, nachdem er 20 Jahre daran gebessert, dem
gelehrten I o h. Dubrav ius (s. d.) zur Beurtheilung. Jener erklär-
te, daß jede weitere Feile überflüssig sey, und forderte ihn auf, daß
er ja nicht länger mehr das Wert bey sich verborgen liegen lasse. End-
lich bewirkte es U rsin us Ve l ius , ein in damahliger Zeit in Sici-
lien gefeyerter Dichter, durch die Aufforderung, die er an S. schrieb, und
welche dem Werte vorausgeschickt werden sollte, daß dieser es endlich für
unbillig hielt, den Aufforderungen des Vel ius und seiner übrigen Freun-
de länger zu widerstehen und er ließ die Früchte seines Geistes in die Welt
treten. Nachdem S. einen großen Theil seines Lebens zu Ofen , am
Hofedcs, Königs Wladis law zugebracht hatte, verließ er denselben
nach dem Beyspiele B o hu s l a w's v. Hassenstein um 15O5>
und zog sich m das Vaterland auf seine väterl. Burg zu Kostelelö
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie