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546 Schlesien (Vesterreichtsch), I. Geschichte.
schaft. — Ferdinand I., Erzherzog von Osterreich, dem Schwager
Ludwig's, kam nach dessen Tode die Krone Ungarns zu; die Ungarn
wählten aberZapolya, Großfürsten von Siebenbürgen zum König.
In Böhmen ward zwar die Wahlfreyheit behauptet, Ferdinand
aber dennoch zum König gewählt. Ihm hatten die Schlesier schon 1525,
doch mit dem Beding die Erbhuldigung geleistet, daß S. nicht zu Un«
gärn, sondern zu Böhmen gehören solle. Sie huldigten ihm daher
gerne; unzufrieden nur darüber, nicht zur böhmischen Wahl gezogen
worden zu seyn. Zum Türkenkriege bewilligten die Schlesier dem Könige
eine Steuer von 100,000 Ducaten und ein Heer von 700 Reitern,
8,000 Fußknechten, 200 Wagen und 300 Rossen; zur Vertheidigung
des Landes selbst wurden Liegnitz, Breslau und mehrere Städte
befestigt und zur Erhebung der Steuer und zurLandesrertheidigung 1527
das Land in 4 Kreise (Glogau, Breslau, Schweidnitz, Oberschlesien)
getheilt und das Steuer-Cataster eingeführt, welches wahrend der gan,
^en österr. Herrschaft zur Grundlage der Besteuerung diente. Ferdi-
d stb 1564 M i i l i I I si Sh f l ih U
^ e n ö s t e r r H s c h f t z u G n l g e s t g F
nand starb 1564. Maximilian I I . , sein ohn folgte ihm. nter
ihm befand sich S. sehr wohl. Maximilian starb1576.Rndolph II .
sein Sohn, war auch sein Nachfolger und zugleich Kaiser. Nach Ru-
d o l p h's Tode erhielt dessen Bruder Mathia s die Regierung über Böh-
men, S. und das deutsche Reich, zu der er über Osterreich, Mähren
und Ungarn schon früh er gelangte. Mathias empfing die persönliche Hüls
digüng der Schlesier 1611 an einem mit großer Pracht und vielen Ko-
sten zu Breslau veranstalteten Feste. Ferdinand I I . , Vetter des
Mathias, folgte diesem nach feinem Tode 1619. Zwar hatten ihn
die Böhmen und auch die Schlesier schon 1617 als Nachfolger anez>
kannt, indessen lehnten sich noch bey Mathias Leben die Böhmen
völlig auf, und wählten nach dessen Tode 1619, den Churfürsten Frie-
drich von der Pfalz zum Könige und der dreyßigjährige Krieg (s. d.)
begann. Auch die schlesischen Städte traten dieser Wahl bey. In Bres-
lau ward ein Landvertheidigungsgericht eingesetzt, welchem alle Stände
den Treueid leisten mußten. Zum Oberfeldherrn wurde Markgraf Georg
von Brandenburg ernannt, welcher Neisse besetzte und daselbst den
evangelischen Gottesdienst einführte. Am 23. Februar 1620 kam Frie-
drich nach Breslau, ließ sich huldigen, erregte aber durch seinen
Eifer für die reformirte Religion große Unzufriedenheit unter den lu»
therischen Schlesiern. Im November desselben Jahres ward Friedrich
auf dem weißen Berge bey Prag geschlagen und aus Böhmen ver-
jagt. Erfioh nach Breslau und von da nach Küstrin. Während Fer-
dinand Böhmen unterwarf, brachte der Churfürst von Sachsen die
Lausitz wieder zum Gehorsam, behielt sie endlich für sich und schloß
am 28. Febr. 1620 mit den Schlesiern einen Vergleich, den sächsischen
Accord, nach welchem sie sich dem Kaiser Ferdinand wieder unter-
warfen. Nach der Schlacht bey Lutz en drangen die Schweden in S. ein,
eroberten Glogau, schlugen die Kaiserlichen den 29. August 1632 bey
Steinau und trieben sie nach Oberschlesien. Das platte Land wurde durch
Plünderungen und Kriegssteuern schrecklich ausgesogen. Im Febr. 1633
eroberten die Kaiserlichen die von den Sachsen besetzte Stadt Reichen-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie