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Schröder/Sophie. 5'.17
besiegt, daß dieser in eine lange Krankheit verfiel. Darauf ging S. nach
Wittenberg als Professor oer Dichtkunst (l7l)7), vermuthlich weil
ein ihm angemessener Lehrstuhl eben nicht offen stand. Dort blieb er bis
an seinen Tod, den ihm offenbar der Krieg und die Drangsale W it-
tenbergs zugezogen. Seine einzige Erholung war taglich eine Stun-
de Spazierfahrt. Im October 1306 verlor er durch die feindliche In-
vasion Wagen und Pferd«; die Universitätsgebäude wurden in demDran-
ge Lazarerhe, die Wohnungen der Professoren Wirthshäuser. Das er-
trug der alte ehrwürdige Mann nicht; er verlor Kraft und Munterkeit,
arbeitete aber ununterbrochen, doch mühsam fort an seiner Kirchenge-
schichte. An seinem Geburtstage 1808 > eben hatten ihm seine Freunde
Glück gewünscht, wollte er ein Buch holen, stieq auf die Leiter, fiel
schwindelnd hetab, brach einen Schenkel, und starb einige Tage her-
nach. Er schrieb: Allgemeine Biographie, 8 Thle. Berlin 1772^-91.
— Christliche Kirchengeschichte bis zur Reformation, 35 Thle. Leipzig
1772—1803. — Lebensbeschreibungen berühmter Gelehrten, 2 Thle. eb.
1790. — Allgemeine Weltgeschichte für Kinder mit Kupf, 4 Bde. eb. 1792
—1305.— Abbildungen und Lebensbeschreibungen merkwürdiger Gelehr-
ten, 3 Bde. eb. 1794—96.-^-Kirchengeschichte seit der Reformation,
10 Tble. eb. 1304—12. —Alle diese Schriften zeichnen sich durch ruhi-
ges klares Forschen, richtige Anordnung, faßliche Darstellung auf das
vortheilhafteste aus. Doch hat er zuweilen den Worten zu viel, den Sa-
chen zu wenig Raum gegeben. Weniger zu verzeihen ist, daß ein in so
mancher Beziehung höchst verdienter Mann, mehr als ein Mahl, zu-
mahl in seiner Kirchengeschichte, seinen Rang als parteyloser Zeiten-
lehrer vergessen, And sich, wenn auch aus der reinsten Überzeugung, zum
Organ seiner Partey hingegeben hat. Im Gemälde seines Charakters
werden Allen, die ihn gekannt, die ihm ihre Bildung verdanken, die
schönen Züge der Milde unvergeßlich seyn; seine Gewissenhaftigkeit,
sein Eifer für echte Gelehrsamkeit, sein Pflegen jedes besseren Keimes
aber werden ihnen als eine beständige Verwirklichung seines Denkspru-
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gelten. -
Schröder, Sophie, eine der berühmtesten'trA i^schen Schau-
spielerinnen Deutschlands, istgeborenden I.März 1761 zu Pcrderborn,
wo sie von ihrem Vater, Bürger , ebenfalls einem Schauspieler, den
ersten Unterricht genoß. Nach dessen Tode heyrathets ihn Mutter den
rühmlich bekannten Schauspieler Kei lholz, und folgte mit Diesem
einem Rufe nach St. Petersburg, zu der Tylli'schen Gesellschaft.
Schon damahls, in einem Alter von 12 Jahren, betrat Sophie als
Sängerinn, und in einigen naiven Parthien, die Bühne. Später reiste
sie mit der Gesellschaft nach Reval , trat daselbst ebenfalls mit Beyfall
auf, und heyrathete als ein vierzehnjähriges Mädchen den Schauspieler
Stol lmers. Auf Empfehlung K o tze bue's, welcher sie zu Reval,
kennen lernte, wurde sie, nachdem sie noch eine Zeitlang in S te t t in
gespielt hatte, 1793 am'Hoftheater zu W i e n angestellt. Sie trat
jedoch damahls ausschließend nur in naiven Parthien, z. B. Margare-
the in den Hagestolzen, Gretchen in den Verwandtschaften lc. mit
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie