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st6 Schwarzenberg, das Geschlecht.
Hofe als Verräther an dem Churfürsten gehandelt, und seinen Herrn
zur kaiserlichen Allianz umzustimmen gestrebt habe. Man suchtden Grund
hiervon darin, daß S. zugleich brandenburgischer und kaiserlicher Gene«
ral gewesen sey. Erst neuerdings 5aben sich Stimmen für ihn erhoben,
und besonders hat Cos marin den Beytragen zur Untersuchung gegen
den Grafen Adam v. S. Berlin 1839, aus archivarischen Quellen
dargethan, daß S. wahrscheinlich treu an seinen Fürsten handelte, und
sich nur durch den Geist seiner Zeit, durch den damahls noch enqer als
spater geknüpften Reicbsverband, durch die Gewohnheit der Politik, und
durch die Fmcht vor Österreichs Macht bestimmen ließ, sich beym ersten
Erscheinen Gustav Adolph's 1630 diesem nicht anzuschließen, und
1635 zur Allianz mit Osterreich zu rathen, wodurch freylich Branden-
burg die Feindschaft Schwedens und mit dieser viel Unheil bereitet
wurde. Wahrscheinlich ergoß sich der allgemeine durch die Bedrängnisse
des schwierigen Kriegs erregte Volksunwille über den Minister, gab ihm
alle Schuld, und sprach den schwachen Georg Wi lhelm davon frey.
Als Friedrich W i l h e l m , der große Churfürst, 1640. feinem
Vater folgte, bestätigte er S. in seinen Würden. Bald aber zeigte sich
seine Ungnade. Eine Vollmacht nach der andern ward ihm abgefordert,
und S. im März 1641 selbst verhaftet. Voll Kummer hierüber starb
S. 4 Tage.darauf in Spandau. Nach einer allgemeinen Sage soll
ihn der Churfürst auf einer Haide bey Spandau haben enthauvten
lassen. Eine Untersuchung seines Grabes zu Spandau in der Gar-
nisonskirche 1777 auf Friedrich's I I . Veranlassung angestellt, zeigte
indessen, daß dieß keineswegs der Fall war, indem die Halswirbel a»
dem Skelett nicht im mindesten verletzt waren. Cosmar hat auch ge-
zeigt, daß der große Churfürst sich nicht nur angelegentlich nach S. auf
dessen Todbette erkundigt habe, sondern hat auch aus dem Sections-
bericht bewiesen, daß S. an einem apoplektischen Zufalle starb.—Joseph
Fürst v. S. (s. d.) Besitzer des ersten Majorats. — Car l Fürst v.S.
Besitzer des zweyten Majorats (s. d. folgenden Artikel). Zu dem ersten
Majorat des fürstlichen Hauses S. gehören die ehemahls fränkischen
und schwäbischen Besitzungen, nähmlich das Fürstenthum Schwarzen-
berg,die Grafschaft Illereichen und die Herrschaft Kellmünz. Bey
Auflösung des deutschen Reiches 1806 würd« das fürstliche Haus in der
rheinischen Bundesacte wegen des Fürstenthums Schwarzenberg dem
Königreiche Bayern, und wegen des Besitzes der gefürsteten Landgraf-
schaft Klettgau dem Großherzogthum Baden (an welches jedoch 18l3
Klettgau verkauft wurde) untergeordnet. Die übrigen Besitzungen dieses
Majorats befinden sich in Böhmen; nähmlich: Das Herzogthum
Krumau und die Herrschaften Wittingau, Frauenberg, Postelberg,
Zittolieb, Lobositz, Kornhaus, Neuschloß, Ginonitz, Protiwin, Netto-
litz, Liebiegitz, Winterberg, Stubenbach, Cheynow, Göldenkorn;
dann in Steyermark und zwar: Murau, Reifenstein, Frauenburgund
Autbal :c. Der jetzige Mäjoratsherr Ioh . Adolph, Fürst v /S . ,
gefürsteter Landgraf im Klettgau, Graf zu Sulz, Herzog vonKrumau,
Graf zuIllereichen :c.,geboren zu Wien den 22. May 1799, succedirte
seinem Vater I o s. Ioh . Nepomuk. Er ist seit 23. May 1830 mit
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie