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8 S e i d e n b a u .
mo, Be l l uno , Bergamo, Cremona, Vu f fa lo ra und V a-
rese. Viele wichtige Verbesserungen in der Cultur hat man dem Grafen
Dandolo zu verdanken, welcher auch eigene Maschinen erfand, um
die Raupen in den Cocons zu ersticken, ohne letztere der Gefahr des
Verbrennens auszusetzen. Vorzüglich scbön ist die Seide der Provinz
Bergamo, diese wird im Auslande, besonders in England sehr ge-
schätzt, wo sie in der Classisication nach der Seide von Bo logna und
vor der Piemonteser gesetzt wird. Die Wichtigkeit dieses Productions-
zweiges läßt sich daraus ersehen, daß die Ausfuhr an Seide aus der
Lombardie 1824 allein die Summe von 21,430,313 Gulden Conv.
Münze betrug. — Im Venetianischen gewinnt man ebenfalls in
allen Provinzen Seide, deren Ausbeute in mittleren Jahren 3—4 Mil-
lionen Pfund Cocons und 250—350,000 Pfund roher Seide betragt.
Jene Seide, welche im Bellunesischen gegen Tyrol hin gezogen wird,
schätzt man ihrer besonderen Leichtigkeit wegen, sie wird gewöhnlich zu
feinem Taffet verwendet. Die Seide aus F r i a u l behauptet den
zweyten Rang, die von Vicsnza zeigt sich sehr schön im Sammt und
Atlas, die aus Po lesine in schweren Stoffen,» die veronesische von
den Ufern der Etsch und vom Oardasee ist wegen ihrer Festigkeit und
Schwere vorzüglich zu Posamentirerwaren tauglich. Anch ist die Seide
von Conegl iano, Bassano und Pordenone vortheilhaft be-
kannt. — In Osterreich unter der Enns wurden zwar einige
Mahle Versuche zur Einführung der Sel>enzucht gemacht, allein das
Clima scheint diesem Industriezweige durchaus nicht günstig zu seyn. —
Derselbe Fall findet auch im Lande ob der Enns Statt, wo sie zwar
kurze Zeit zu Wels versucht, aber bald wieder aufgegeben wurde. —
Steyermark, Böhmen (wo zwar bey Prag einige Zeit Versuche,
jedoch mit geringem Erfolg gemacht wurden), Mähren und Schle-
sien, Gal iz ien und die Bukowina haben keinen S. —> In T y-
ro l ist dagegen Seidencultur für die beyden südlichsten Kreise eine be-
deutende Erwerbsquelle und wirft ein Erzeugniß von ausgezeichneter Güte
ab. Sie erzeugen jährlich an 2,400,000 Pfund Cocons und daraus an
180,000 Pfund roher Seide, der Rovereder Kreis allein bey 900,000
Pfund Cocons und daraus bey 67,000 Pfund roher Seide, auch ist hier
die Seide besser, als die aus dem Trienter Kreise, und so auch aus den
Bezirken A la , R iva , Arco, Sten ico und Mor i . Luft, Wasser
und der hohe Grad, auf den man hier die Spinnerey gebracht hat, tra-
gen das Meiste hiezu bey. Im Botzener Kreise ist schon seit vielen Iab-
ren die Seidenzucht sehr herabgekommen und selbst in früheren Zeiten
war sie nicht sehr bedeutend, woran der Mangel an Maulbeerbäumen
die meiste Schuld tragt, wenn auch das Clima zusagen würde. Kleine
Versuche werden noch in den Landgerichten S o l u r n , Neumarkt
und Meran gemacht. Groß ist überdieß noch die Quantität der Halb-
oder Floretseide, welche aus den Abfällen beym Abspinnen der Seide von
den Cocons und aus jenen der rohen Seide selbst gewonnen wird. — In
I l l y r i e n ist die Seidencultur im Görzer Kreise beynahe der einträg-
lichste, Erwerbzweig, vorzüglich blüht er im Bezirke Co rm o n s. Ihren
höchsten Vtano hatte dieselbe freylich in den Jahren 1770—90, wo man
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie