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26 S e y f f e r d t.
wegungen der Volker, konnte S.'s Mahnung und Warnung oftmahls
wunderbare Rettung bringen und das Verderben mindern oder aufhal-
ten, wennauch nicht ganzlich hindern. Zuerst predigte S. indem, den
Gränzmarken Oberpannoniens nahen Städtchen Astur is, dann zu
Comagene, endlich inVindobona, woselbst er das erste und größte
Kloster außerhalb den Stadtmauern baute, welches man insgemein für
St . Johann am Alserbach, so wie ein zweytes/ kurz darauf erbautes
für Heiligenstadt nimmt, das diesen Nahmen im Munde des Vol-
kes von den vielen Heiligen, S.'s Schülern, erhielt, die aus demselben
hervorgingen. Unweit davon hatte S. zwischen entlegenen Rebenhügeln
ein gar kleines abgeschiedenes Bethhaus in einem obst-, wein- und stein-
reichen Gelände, welches höchst wahrscheinlich wieder in dem analog be-
nannten Siever ing zu erkennen ist. Hier ertheilte er demHerulerfür-
stenOdoaker seinen glückpcophezeyenden Segen, welcher sich, als jener
in der Folge Italiens Krone erhielt/ erfolgreich genug zeigte. Nachdem
S. beynahe durch 3 Iahrzehende den österr. Landern in den größten Nö-
then ein rettender Engel erschienen war, entschlief er den 3. Jan. 482
sanft unter den Lobgesängen seiner Schüler, und wurde bald darauf un-
ter die Zahl der Heiligen gesetzt.
Seyfferdt, Ios. prosp., geboren zu B runn den 3. Febr.
1741, studirte daselbst die Humanitätsclassen und zuOlmutz die hö-
heren Wissenschaften; trat 1753 in den Augustiner-Orden im Stifte
bey St . Thomas zu B r u n n , und las die erste Messe den 13. Oct.
1767. Nachdem er in mehreren öffentlichen Prüfungen den guten Fortgang
in den Studien erprobt hatte, stand er durch 20 Jahre solchen Ämtern
vor, die das geistliche Lehrfach und die Kanzel zum Gegenstände haben.
Von 1778 an diente er durch 5 Iohre als Feldprediger bey Traut t -
mannsdorf f Cürassier. 1786 wurde er in das k. k. Generalsemina-
rium in Preß bürg als öffentlicher Lehrer der deutschen Pastoraltheo-
logie, der geistlichen Beredsamkeit und der Katechetik bestimmt. Als nach
dem Tode Kaiser I o se p b's I I . diese Lehrkanzel 1791 aufhörte, stand
er von dieser Zeit bis 1795 als Prediger an der Collegiatkirche in Ni-
kolsburg, begab sich sodann nach Osterreich, wo er zu Ried in der
Seelsorge war, und kehrte 1804 in sein Kloster zu St . Thomas in
Al tbrünn zurück, wo er sich in den Ruhestand zurückzog und 1303
die zweyte Profeß ablegte. Er starb den 21. Jan. 1813. Sein auf-
geweckter Geist wirkte stets mit Nachdruck bey allen seinen Unternehmun-
gen, zu welchen er, besonders unterKaiser Joseph I I . als öffentl. Lehrer,
wie früher in seinen Klosterämtern und in Klosterangelegenheiten über-
haupt veranlaßt wurde. Dieser literarisch gebildete, jedoch durch man-
nigfache einseitige Ansichten und Meinungen sehr sonderbare Kopf,
besaß eine ungemeine Belesenheit. Obwohl schon im Alter vorgerückt,
war er doch unaufhörlich in seine gelehrten Beschäftigungen vertieft und
trug sich besonders in der letztern Zeit seines Lebens mit der Vollendung
einer sonderbaren Idee herum, nähmlich durch eine freye Übersetzung der
5s,li0la Zalei-nilana, ein Convolut von diätetischen Lebensregeln in Verse
gebracht, herauszugeben. Allein ungeachtet dieses altmodisch scheinenden
Sinnes hat er sich doch immer für den Zeitgeist intereffirt, indem er der
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie