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Spork, Ioh. Graf v. N3
Dienst über, dessen VesteS er bisher nur unter den Hülfstruppen beför-
dert hatte. Sein Eifer für diesen Dienst verwickelte ihn mit I oh . v.
Werth in den freylich etwas zweydeutigen Versuch, bayer. Truppen
für Zwecke zu gewinnen, die ihm nur sein Patriotismus als die wün»
schenswerthesten darstellen konnte. — Nachher diente er mit den kaiserl.
Völkern in Pommern und in Polen (1659—60). Mit ihnen nach Un-
garn zurückgekehrt, konnte er auch an der Ehre des Tages bey St .
Oorthard Theil nehmen, wo er die obere Seite des Flusses deckte,
das weitere Übersetzen des Feindes hinderte und von den geworfenen
Spahis eine große Anzahl ins Wasser sprengte. — Auch wider die Un-
ternehmungen der Mißvergnügten führte S. (1670) eine Zeit lang den
Oberbefehl und die nachmahls so berühmten Prinzen, Carl von Lothrin-
gen und Ludwig von Baden, dienten unter ihm. Die Fortschritte wa-
ren schnell. Nachdem man sich aller Pässe bemächtigt und nach Patak
und Munkäcs, die beyden Hauptfestungen des Fürsten Rakoczy,
Besatzung gelegt hatte, wurden Ecsed, Ka schau, Leutschau und
Trencsin ohne Schwertstreich genommen; nur Muran that eini-
gen Widerstand, wo aber auch in den Papieren und Urkunden der ge-
heimen Verbindung der ganzs Verrath entdeckt lag.—-Bey dem nieder-
ländischen Heere übernahm er nach de Souches's Abrufung (1673) den
Oberbefehl unter Umständen, wo es nichts Leichtes war, denselben zu
führen. Doch machte er sich am Ende des Feldzuges noch Ehre mit der
Einnahme von Dinant . Als im folgenden Jahre (1675) Montecu-
cul i das dritte Mahl demTur elin e entgegenging, unterstützteS.die
Unternehmungen dieses merkwürdigen Feldzuges mit dem Heerhaufen, den
er am Niederrhein, an der Maas und an der Mosel befehligte, größ-
tentheils lüneburgische, lothringische und münsterische Hülfstruppen.
Er trat sein Commando ttoch etwas früher als der General-Lieutenant
an den Herzog von Lothringen ab^ — Von dieser Zeit an verlebte er sein
hohes Alter auf den Gütern in Böhmen, die ihm lange und wichtige
DienD nebst dem Grafenstande erworben hatten. Die Zeitgenossen
rühmen ihn als einen der größtett Generale der Cavallerie. Er hatte
aber auch so viel Vorliebe für diesen Dienst, daß er so weit ging, die
Infanterie für entbehrlich zu halten/ Utü> sogar dem Monarchen vor-
schlug, sein ganzes Heer beritten zu machen. Ein Vorurtheil, dessen
Einseitigkeit man kaum jenen Zeiten verzeihen wird, itt denen wegen
des so dft und so schnell abwechselnden Kriegstheaters derInfanteriedienst
beschwerlicher scheinen konnte. Die geschwächten Heere, wozu beynahe
alle Armeen, besonders gegen Ende des dreyßigjährigen Krieges, gerechnet
werden müssen, wichen den geordneten, entscheidenden Feldschlachten
aus und suchten ihren Vortheil mehr in Streifzügen und Überfällen,
für welche nun freylich die Cavallerie mehr geeignet ist; und so konnte
es kommen, daß dieser General verachtete, was er gehörig zu gebrauchen
nur selren Anlässe gefunden hatte. Er war der Vater des in der böhm.
Culturgeschichte merkwürdigen FranzAnt. Grafen v. S., dessen Bemü-
hungen, gute Sitten- und Erbauungsbücher sowohl unter die gebildeten
Stände, als unter dasVolkzu verbreiten, bekamttsind, und starb 168l,
Oejierr. Nttt. Encykl. Vd. V. 2
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie