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S t e i g e n t e s ch.
auf, sich mit Strategie und der damahls so wichtigen Frage über Volks-
bewaffnung zu beschäftigen, und die Ideen zu verfolgen, die er bereits
in einem interessanten Aufsatz übev stehende Heere und Landwehr 180?
in Archen Holz's Minerva ausgesprochen hatte. Als 1312 in Osterreich
Alles zu den Waffen griff, trat S t . auch wieder ein, und wurde bey
dem Feldmarschall Fürsten von Schwarzenderg angestellt. Damals
hatte er sich auch dem über Verdienste gewiß sehr competenten Richter,
dem Staatskanzler Fürsten Me t te rn ich, so zu empfehlen gewußt,
daß dieser ihn für wichtige Aufträge bestimmte. 1314 erhielt S t . die
wichtige M.ssion, Norwegen an den König von Schweden zu überge-
ben, und wurde dann auch nachK openhagen zum ersten Mahl bevoll,
ma'chtigt. Während der hundert Tage wurde S t . dem Freyh. Senf t v,
Pilsach hinsichtlich der Schweizer-Negierungen beygegeben, weil auf
dieses Land eine Hauptbasis der Operationslinie begründet werden mußte.
Dieß brachte ihm das Commandeurkreuz des Leopold-Ordens. Nach be,
endigtem Feldzug erhielt er den Befehl, den Kaiser Alexander, der
ihm sehr wohl wollte, und ihm schon das Großkreuz des Annen-Ordens
ertheilt hatte, nach S t . Petersburg zu begleiten, wo er fast ein
ganzes Jahr verweilte, und mit Gunstbezeigungen überhäuft wurde.,
Mi t dem Wladimir-Orden in S t . Petersburg, so wie früher in
Kopenhagen mit dem Großkreuz des Danebrog, Ordens geschmückt,
kehrteSt. n^chWien zurück, und wurde vom Kaiser F ra n z zum geh.
Rath ernannt. Da seine Gesundheit zu leiden begann, machte er eine Er-
holungsreise nach Frankreich und Italien, kamnachWien zurück, wur-
de 1823 nach Ber l i n geschickt, um dem Kronprinzen von Preußen zu
seiner Vermählung Glück zu wünschen, und war beym Congreß zu
Verona. Muthig kämpfte er gegen die Anzeichen der Wassersucht,
welche sich einstellten; er zeigte sich noch oft in den Zirkeln der Großen/
den Zweck, einen seinen Wünschen angemessenen diplomatischen Posten
zu erhalten, stets verfolgend. Seine Kränklichkeit nahm aber überHand,
und er wurde mit einem ansehnlichen Gehalt in den Ruhestand versetzt. Im
Sommer lebte er oft nur sich und den Musen auf seinem Landhause zu
Laa (einem Dorfe nächst Wien) , das er vor seiner letzten Reise nach
Italien veräußerte. So lebte er zurückgezogen von Staatsgeschäften und
genoß der Ruhe; durch eine ansehnliche Erbschaft, die ihm von seinem
Bruder zufiel, mit Allem, was zum Lebensgenuß geHort, wohl ver-
sehen. Hatte er nun gleich in der letzten Periode seines Lebens ganz auf»
gehört, öffentlich als Schriftsteller zu nützen und zu ergötzen, so wird
ihm doch stets die volle Anerkennung seiner früheren literarischen Verdienste
bleiben, und die Gebildeten derNation werden nur darüber klagen, daß
ein Mann, dem durch die Gunst der Natur so viel zu Theil geworden,
und der durch seine Geburts- und Lebensverhältnisse vor vielen Andern
berufen schien, die Blüthe des französischen Geistes und den feinsten
Conversationston auf unsere Bühnen und in unsere Unterhaltungsschrif-
ten zu verpflanzen , und davon früh schon so glänzende Beweise ge-
geben hatte, sich so bald dem deutschen Lustspiele entzog, zuletzt nur
noch nach einem Ruhm, dem eines vollendeten Gastronomen zu geizen,
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie