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Stephanskirche in Wien. 157
Propst zu Klosterneuburg, im Beyseyn der )'lbte: Johann von
Heiligenkreuz, Peter von Lilienfeld, Niclas von St. Do-
rothea, des Landmarschalls in Üsterreich, Grafen Bernhard v.
Schaumberg, des Bürgermeisters Conrad H'ölzler und anderer
edk'r Herren den neuen Grundstein legte. Merkwürdig ist bey dem An-
fange dieses Thurmbaues eine Verordnung Friedrich's II I . , die, weil
eben damahls ein sehr saurer, fast ungenießbarer Wein gewachsen war.
Jedermann, der ihn nicht trinken wollte, zur Pflicht machte, ihn nach
St. Stephan auf den Friedhof zu bringen, auf daß man den Kalk
damit ablöschen und das Fundament recht haltbar bauen könne. Buchs-
baum starb 1454. Er setzte in seinem Testamente die Domkirche zur
Haupterbinn seines Vermögens ein. Nach ihm übernahmen Leonhard
Ste inhauer , Lorenz Pfenning von Dresden und Sey-
fried K önig von Con stanz, Letzterer etwa nach 1480, wo das Bis-
thum in Wien errichtet wurde, und mit dem Beginne des 16. Jahr-
hunderts G eo rgKH laig von Er fu r t und Ant. P i lg ram (s. d.)
ron Brunn den Bau, der überhaupt nur sehr langsam von Statten'
ging, da er größtentheils nur von den wenigen frommen Vermächtnissen
und wöchentlichen 4 Pfund Pfennigen, die der Landesfürst dazu gab,
bestritten werden mußte, und zu dem auch der Arbeitslohn jährlich so
bedeutend stieg, daß man nur 10—12 Menschen dabey beschäftigen
konnte. 1516, da Gregor Häuser Baumeister bey St . Steph an
war, der auch mit dem k. k. Hauptmanne Leonh. Hauser den 1514
durch Ungewitter und Erdbeben stark beschädigten Giebel des ausgebau-
ten Thurmes 1519 wieder herstellte, war man endlich gezwungen, den
weiteren Bau des zweyten Thurmes ganz aufzugeben, und erst, nach-
dem er weit über ein halbes Jahrhundert unbedeckt den Raubvögeln zum
Aufenthalt diente, wurde er endlich 1579 von dem Baumeister Hans
Saphoy mit einem kleinen Aufsatze überbauet, und mit einem Ku-
pferdache versehen. Er und Meister Schueler brachten um diese Zeit
auch das untere Gewölbe in guten Stand, welches einzustürzen drohte.
Seitdem bkeb die Kirche, einige unbedeutende Anbaue abgerechnet, in
unveränderter Gestalt. Um so mehr war man aber darauf bedacht, ihr,
da sie ganz umbauet war, einen freyen Anblick zu verschaffen. Schon
1700 wurde der Heilthumstuhl, der seit 1483 in der jährlichen Kirch-
wejh-Octav zur öffentlichen Ausstellung der heiligen Reliquien diente,
weggeschafft; nach 92 Jahren aber der, Platz durch Hinwegräumung der
kleinen Wohnungen und Gewölbe, welche die vordere Seite des Domes
verhüllten, ganzlich gereinigt. Die Veranlassung hierzu gab Franz l l .
Ankunft in Wien von der Krönung zum römischen Kaiser, wo er die
bey solcher Gelegenheit üblichen Ehrenpforten sich rerbath, und die da-
für von den Bürgern bestimmte Summe zu diesem Zwecke verwendet
wissen wollte. In der neuesten Zeit endlich hat sich der Hofarchitect
Am an durch meisterhafte Wiederherstellung der von der französischen
Kriegsmacht 1309 stark beschädigten Kirche, große Verdienste erworben.
Die Kirche, so wie sie sich heut zu Tage darstellt, zeigt die Form
eines lateinischen Kreuzes. Sie ist durchaus von Quadersteinen erbaut,
die nach der Schnur auf das genaueste gehauen und mit eisernen Klam-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie