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Stephanskirche in Wien. 159
Nebenchor in gleicher Breite hin. Die Höhe des Schiffes beträgt
Klafter 2 Fusi, jene der Abseiten 11 Klafter 3 Fuß. Die Pfeiler sind
besonders schenswerth, da sie nicht allein mit vielen Vovsprüngen und
Säulen, wie in anderen Kirchen deutschen Styls, sondern .auch mit
Steinbildern verziert sind. Jeder Pfeiler hat deren 6, 3 gegen das
Schiff und 3 gegen die Abseiten gewendet, das mittlere Bild steht im-
mer um etwas hoher als die beyden andern. Alle haben sehr fein und
zierlich gearbeitete Bedachungen. In den Zwischenweiten von Pfeiler zu
Pfeiler bilden mehrere ihrer Glieder immer einen schönen Spitzbogen.
Schmuckloser zeigt sich der hohe Chor, dessen Mitte der Hochaltar ein-
nimmt. Seine Pfeiler tragen nur niedrige Dächlein, und das einfache
Kreuzgewölbe ist an den Schlußsteinen bloß mit den Zeichen der Evange<
listen geziert. Endlich verdienen noch als Gegenstände alter Baukunst
die 4 Haupttapellen des Domes eine Erwähnung, welche hinter den
großen Thürmen und zu beyden Seiten der Heidentbürme-angebracht
find. Unter den alten Kunstdenkmalen sind vorzüglich bemerkenswerth:
1) Die Kanzel. Dieses herrliche Werk deutscher Kunst, welches eine
Höhe von 27 Fuß 6 Zoll hat, wurde 1430 unter Meister Hansen's
Leitung, durch die geschickten Steinmetze An d rä Gr ab ner, Con-
rad von Himperg, P e t er von Nürnberg, Georg Achmüln er,
Johann Pehen und Hatts von Vartzheim vollendet. 2) D e r
Taufst ein. Dieses ausgezeichnete Kunstwerk des 15. Jahrhunderts
steht in der St. Catharinencapelle des Domes. Sein zwölfeckiges Becken
mißt im Durchschnitte 5 Fuß, und die Außenseite desselben zieren die
halberhoben gearbeiteten Figuren der Apostel, welche mit kühnem, des
guten Erfolges sicheren Meißel geistreich ausgeführt sind. 3)Die Chor-
stühle. Diese merkwürdigen Überreste des Kunstfieißes aus Kaiser
Friedrich's I I I . Zeit stehen der Lange nach, in doppelter Reihe, zu
beyden Seiten des durch die freystehenden Pfeiler gebildeten mittleren
Theiles des hohen Chores. Jede Seite enthält 20 Vorder- und 23 Rück-
sitze. Letztere, zu welchen an beyden Enden der Fronte und in der Mitte
Aufgunge führen, haben eine Erhöhung von 3 Stufen. Wahrhaft be-
wunderungswürdig sind die an allen Theilen dieser Chorstühle angebrach-
ten Schnitzarbeiten, und besonders verdient der architektonische Theil der
Hinterwand, welcher eine Höhe ,von 11 Fuß 7 Zoll zeigt, der ausge,
zeichnetsten Erwähnung. 4)Die Überreste al terGlasmalereyen.
5) Das Cenotaphium des Herzogs Rudolp h iV. und seiner
Gemahlinn Cathar ina. 6) Der Sarkophag des Kaisers
Friedrich I I I . Dieses unstreitig größte Meisterwerk des Domes und
vielleicht auch seiner Zeit, entstand mit Beywirkung vieler anderer Künst-
ler durch den berühmten Straßburger Bildhauer N ic las Lerch. Noch
bey des Kaisers Leben brachte dieser den Sargdeckel fertig; das ganze
Werk aber wurde erst 1513 vollendet. Friedrich I I I . und Max imi -
l ian I. sollen dafür 40,000 Ducaten ausbezahlt haben. Das Grab-
mal ist aus schönem roth- und weißaderigen Salzburger Marmor ge-
hauen. Es ruht auf einem 2 Fuß hohen Piedestal und ist rings von
einem 19 Fuß 2 Zoll langen, und 11 Fuß 2 Zoll breiten Geländer von
gleichem Marmor umgeben, das ganz durchbrochen ist, und mit klemeii
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie