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S t ö O l . - ^ S t o g e r . 209
Stöckl, Franz Xav./ gewes.k.k.priv.Kunsthändler in Wien,
ist daselbst am 2. August 1756 geboren. In der Jugend widmete er sich
den Gymnasialstudien, um nach der Absicht seines Vetters, des Hof-
bauverwalters Stöckl in Staatsdienste treten zu können; nach eini-
gen Jahren jedoch entwickelte sich bey ihm eine besondere Vorliebe für
das Kunstfach, daher ihm seine Angehörigen gestatteten, die unter der
Direction des berühmten Schmuzer gestandene Akademie der bilden-
den Künste zu besuchen, welches er mit vielem Fleiße und Eifer voll-
führte. Bald nach seinem Austritte aus der Akademie machte er sich
dm'ch seine.Kenntnisse, und seinen Scharfblick n Beurtheilung der Kunst-
schätze de nerkbar, daher ihm auch 1762 die Ernennung zum Kunsthänd-
ler in Wien , dann zum Schätzungs-Commissär in Kunstsachcn bey
dem k. l. Mercantil- und Wechselgenchte, so wie bey dem k. k. ^ll6icio
^legato ipil^niixto in Wien zu Theil wurde. Durch Reisen in das
Ausland erhöhte Sr. seine gediegene Einsicht im Gebiethe der Kunst,
sowohl was Gemälde, als was Zeichnungen und Kupferstiche betriffr.
Aus diesen Fächern, besonders jenem des Kupferstiches legte er eine rei-
che und gewählte Sammlung an, und es ist schwer zu bestimmen, ob er
den Vortheil des Handels seiner Liebe zu den gesammelten Kunstschätzen
vorzog; sicher aber ist es, daß er in seinem hohen Alter von beynahe
86 Jahren noch immer mit seltenem Feuer die Liebe zur Kunst nährt.
Alle Kenner und Liebhaber legten stets einen großen Werth auf das ge-
übte Auge und den Ausspruch dieses Veteranen im Fache der Kunst,
eine Ehre, welche ihm auch jetzt noch nicht selten zu Theil wird, ob^
gleich er wegen Abnahme der Körperkräfte seir 1330 seine Kunsthand-
lung an Siegm. Bermann(s. d.), gegenwärtig k. k. Hofoibliocheks.
Kunsthändler übergab, und sich in Ruhe setzte. Im Beginne seiner
Laufbahn ausschließend auf eigene Kraft beschränkt, hat sich St. atS
Lohn seiner tiefen Kenntnisse und seiner 48jährigen rastlosen Thätigkeit
im Kunsthandel ein Vermögen erworben, welches ihm ein heiteres, be-
quemes Alter sichert; doch nie vergaß er zur Belebung der Kunst auch
junge Künstler zu unterstützen. Die Kunstwelt verdankt ihm das ganze
Werk von Mär t . v. M o l i t o r , Car l Scha l lhas , Vieles von
Carl Agr ico la , von Adam v. Bartsch, Franz Nechber«
ger, Car l P fe i f fe r , beynahs das ganze Werk von Friedr.
Brand, und interessante Prospecte von Nieder- und Oberösterreich,
von Steyermark und Kärnthenin 250 Blättern, gestochen von Lorenz
Ianscha und Ioh . Z ieg ler , wovon man noch fortwährend gute
Abdrücke im Verlagsgewölbe seines Nachfolgers findet. Auszeichnend eh-
renvoll für St. war das Zutrauen des Hofes, welcher ihm 1805 wäy-
rend der feindlichen Invasion die reiche kaiserl. Privat-Kupferstichsamm-
lung zur Aufbewahrung übergab. St. rechtfertigte das in ihn gesetzte
Vertrauen vollkommen und erfreut sich darüber noch im Oreisenatter; er
erhielt zum Andenken an dlesen geleisteten Dienst eine sehr kostbare Ta-
batiere.
Stöger, Mich. Franz, wurde am 22. Sept. 1796 in Wien
geboren. Die frühzeitig sich verrathenden günstigen Anlagen des Geistes
und Gemüthes an dem einzigen Sohne, bestimmten die hoffnungsfro-
Oesterr.Nat. Cncyfl. Bd. V. ^
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie