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224 Strohpapierfabrlkation.
In I l l y r i e n sind die Stroharbeiten ebenfalls nicht unerheblich, nah-
mentlich der gelben und schwarzen Strohhüte, welche in mehreren Dor-
fern der BezirkeKreutz undKreutber" in Kram, vornehmlich im
Dorfe Jauche »verfertigt werden, welches jährlich allein b?i 25,000 Stück
grober Hüte liefert. Inder Gegend von Lustthal an der Feistritz werden
manchmahl auch feinere Strohbänder für den Absatz nach Deutschlandge-
fiochten. —Die Lombardie liefert nur Strohhüte von grober Sorte;
außer in Ma i land , wo auch feinere erzeugt werden; in Venedig
hingegen ist die Fabrikation von Strohgefiechten und Hüten ein nichc
unwichtiger Artikel. Im gebirgigen Theile des Districtes Marostica
stechten während des Winters Männer, Weiber und Kinder aus ganzen
ungespaltenen Halmen Weizenstrohes grobe und feine Strohbänder, wor-
aus Hüte von verschiedener Feinheit zusammengenäht werden, die man
im Handel unter dem Nahmen Venetianer Strohhüre kennt. Es besteht
dafür keine eigene Fabrik, sondern die Landleute bringen das Fertige zu 3
ooer 4 Handelsleuten, die sich mit dem Zusammenkaufen und Verschicken
der Hüte befassen. Die ordinären Hüte sinden ihren Absatz meistens in den
benachbarten venetianifchen Provinzen, wo sie von den Landleuten ge-
tragen werden, zuweilen gehen sie wohl auch bis Ferrara, Man-
tua und Parma. Die feineren hingegen werden nach Wien, und
andern fernern Städten versendet. Im Ganzen rechnet manüber l,00l)
Menschen, die sich mit dem Nähen der Hüte beschäftigen. In Anga«
rano bey Bassano ist auch eine Art Etablissement, wo den Hüten,
welche die Landleute überbringen, die nöthige Zurichtung und Presse
gegeben wird. — In Böhmen liefert eine Fabrik zu Prag Stroh-
Hüte nach Florentiner Art, eine zu Leitmeritz Hüte von geringerer
Sorte. Noch an mehreren Orten dieses industriösen Landes wird die Fa-
brikation von Strohhüten auf das thätigste betrieben. —- In den übri-
gen Ländern, so z. B. Ungarn, Tyro l , Mähren, Gal iz ien und
Siebenbürgen ist sie hingegen von geringem Belange. — Der
Hauptplatz des Handels mit S'rohhüten ist Wien, in dem Innern der
österr. Provinzen ist der Verkehr ziemlich lebhaft, die Ausfuhr jedoch
nicht von großem Belange. Von ausländischen Strohhüten werden am
meisten fiorenrinische getragen, deren Einfuhr zum Privatgebrauche un-
ter gewissen Beschränkungen und gegen hohen Zoll gestartet ist.
Strohpapierfabrikatiott. Das für bildende Künstler, beson-
ders für Kupferstecher zum genauen Copiren von Zeichnungen sehr nützliche
Strohpapier, welches aus Strohhäckerling verfertigt wird, der in großen
Kesseln zersotten, die Papiermasse liefert, wurde schon vor längerer Zeit
in Üsterreich, obschon nicht von seiner jetzigen Güte und Reinheit, er-
zeugt; in der Folge hat sich auch dieses Product immer mehr vervoll-
kommnet und möchte nicht mehr weit hinter Erzeugnissen des Auslandes
zurückstehen. In neuerer Zeit hat die Rittersfelder Papierfabrik in
Osterreich unter der Enns mehrere Versuche dieser Erzeugung un-
ternommen , welche nicht ohne erfreulichen Erfolg blieben. Auch die Fa-
brikanten Saur imont und Ant. Estler in Wien beschäftigten sich
mit dieser Fabrikation, und besonders erfolgreich zeigten sich die Bemü-
hungen des Letzteren, der nicht nur reines, durchsichtiges Strobpapicr
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie