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332 Stürmer , Bartholom. Freyh. v.
jähriger Trennung wieder österreichisch geworden, setzte er seine
nasialstudien zu Innsbruck, die philosophischen zu Salzburg mit
der größten Auszeichnung fort, und seinem wissenschaftlichen Dränge
und der Stimmung seineS Herzens folgend, trat er 1820 in das Stift
S t . F lo r ian ein, und verlegte sich außer den theologischen Studien
unter dem trefflichen, um das Stift und dessen jungen Nachwachs hoch,
verdienten Bibliothekar und Philologen, Car l K le in , auf die classi-
sche und altdeutsche Literatur, und unter dem berühmten Franz Kurz
(s. d.) auf das Studium der Geschichte, zu welchem er von jeher die
entschiedenste Neigung hatte. Er legte 1823 Profeß ab, ward 1824
zum Priester geweiht, und sogleich, nach dem Wunsche des Pfar-
rers Kurz , der seine Fähigkeiten und vortrefflichen Geistes- und Her-
zenseigenschaften kennen gelernt hatte, von dem würdigen Prälaten
Arne'<th zum Caplan im Stifte ernannt und ihm zugleich das Archiv
anvertraut, welches er in die vollkommenste Ordnung brachte und
katalogisirte, was nicht nur für das Stift, sondern besonders für die
Geschichte des Landes ob der Enns von der größten Wichtigkeit ist. Im
Sommer 1829 kam er nach W i e n , um im k. k. Haus-, Hof- und
Staatsarchive und in der k. k. Hofbibliothek zu einer Geschichte Maxi-
mil ian's I. und seiner aufstrebenden Zeit Materialien zu sammeln.
In den folgenden Jahren mußte er sich, wegen Kränklichkeit, der stren-
gen Arbeit enthalten ; er schrieb mittlerweile einige anonyme Recensionen
für die Wiener Jahrbücher, dann Aufsätze in Kaltenbaeck's Zeit-
schrift :c., und gab heraus: Geschichte des regul. Chorherrenstiftes Et.
Florian. Ein Beytrag zur Geschichte des Landes Osterreich ob der Enns,
Lmz 1835. St. ist ein Mann voll Geistes und der edelsten Wahrheits-
liebe, der sich auch bestimmt und körnig in Wort und That ausspricht.
Stürmer , Bartholom. Freyh. v., k. k.Internuntius ander
ottoman. Pforte, Inhaber des silbernen Civil-Ehrenkreuzes, Großkreuz
des ruff. kaiserl. St. Annen-Ordens (in Brillanten), Ritter des tö-
nigl. preuß. rothen Adler- und des königl. bayer. Civil-Verdienst-Or-
dens :c., ist geboren 1737 zu Constant inopel , Sohn des Ign.
Freyh. v. St. Nach vollendeten sorgfaltigen Studien unter den Augen
seines Vaters, widmete sich St. dem Fache der Diplomatie, und leistete
bey mehreren Gelegenheiten wichtige Dienste. Unter andern Auszeich-
nungen von fremden Fürsten erhielt er noch in seineu Iünglingsjahren
ron dem Großsultan eine mit Brillanten besetzte Dose, von einem eigen-
bündigen Schreiben begleitet. 1312 und 1313 wurde St. dem Oberbe-
fehlshaber, Fürsten v. Schwarzenberg, zur Leitung der diplomati-
schen Geschäfte zugetheilt, und versah diesen wichtigen Posten auf das
lobenswertheste. 1313 brachte er die erste Nachricht von dem Rückzüge
der Franzosen aus Rußland in das östcrr. Hauptquartier. Nach dem
Pariser Frieden wurde St. zum Legationssecretär in Florenz ernannt,
nach der Entfernung Napoleon's von Elba aber begleitete er aufs
Neue den Fürsten S chwa rz en berg. 1816 begab er sich nach der
Insel S t . He lena, wo er als österr. Commissar bis 1818 blieb und
sodann zum General-Consul in den vereinigten Staaten von Noroame-
rika ernannt wurde. 1820 kehrte St. wieder nach Europa zurück; bald
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie