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358 S z t ä x . n y i , P a u l v .
seiner bedrohten Kirche, ein eifernder Pau lus ; dieser, ähnlicher dem
Jünger, welchen Jesus liebte. Er verwaltete nach einander die Kathe-
dralen von Fünfkirchen, von Veszpr im, von Raab, dort hielt
er eine merkwürdige Diöcesansynode und 16ß1 zu Wien in Gegenwart
Leopold's I . , des Hofes, vieler Fürsten und Minister seine priesterli-
che Iubelmesse an demselben Altar der Iesuitenkirche, nächst der Univer-
sität, wo er als Zögling des Päzmannen-Collegiums das erste Meß-
opfer gefeyert hatte. 4 Jahre darauf erhob ihn Leopold zum Erzbi-
schofe des wieder vom Türkenjoche befreyten Gran und zum Primas
von Ungarn. 1687 krönte S. mit der heiligen Krone den hoffnungsvollen
Erbkönig Joseph, nach befestigter Thronfolge, Abschaffung der Wahl-
freyheit und der berüchtigten Andreanischen Residenz - Clausel. Der
Primas S. erlebte noch des Vaterlandes Befreyung vom ändert«
halbhundertiahrigen Türkenjocke, und starb beynahe hundertjährig zu
Preßburg am 13. Febr. 1695. Zur Herstellung der Gränzfestun»
gen, insonderheit auch der Festungswerke von Ofen , Gran und
Raab, für die invaliden Krieger gab S. in verschiedenen Posten und
verschiedenen Zeiten gegen eine Mill ion, er gab reiche Beyträge zu
Joseph's Krönung, zur Herstellung der zerstörten Kirchen, Schu-
len, Klöster, Bollwerke und Mauern in dem von Türken und Re«
bellen unmenschlich verwüsteten Lande. Zu Ofen, G ran , Erlau,
Fünfkirchen, Raab und Güns hat er Iesuitencollegien, Semi-
narien, dort und zu Leutschau und Trencsin auch Convicte für die
adelige Jugend gestiftet, bey 30 Klöster gegründet, wieder hergestellt
und begabt. Wer wollte dieKirchen und Schulen zählen? —Dem Kaiser
hinrerließ er ansehnliche Vermächtnisse auch seiner eigenen Familie. Sei-
nem reichen Nachlasse sah man nicht an, wie er höchst einfach in allem
Äußern und strenge gegen sich selbst, zeitlebens ein Vater der Armuth
gewesen. — Ein solcher Mann von mönchischer Entsagung und von
königlicher Großmuth that aber Noth dem, so lange unter dem un-
erträglichen Drucke der Erbfeinde der Christenheit schmachtenden, durch
Bürgerkriege zerrissenen, von den Freunden und Feinden hart mitge-
nommenen Ungarn. Ein anderer Deukalion, hat er wieder Menschen
zurückgeführt auf die öden, blutgedüngten Gefilde, Leben und Liebe,
Thatkraft und Ordnung.
Sz6ch6Nsi, Paul v., Sohn Laurenz S.'s, Bruder des Pri-
mas Georg S.'s, war 1642 zu Gyöngyös geboren. Zu Wien
und zu Rom ausgebildet, für Weltweisheit und GotreSgelehrtheit,
trat er 1662 in den Pauliner Eremiten-Orden, und verlebte mehrere
Jahre als Professor der Theologie zu Preßburg und Tyrnau, und
in den höheren Stellen seines Ordens, den er gleichwohl nicht verließ,
als höhere Würden, reichere Pfründen und selbst der Wunsch des päpst-
lichen Nuntius in Wien, ihn den Cisterziensern zuführen wollten. —
Wie sein Vatersbruder, der Primas, führte auch er nach einander die
Verwaltung der bischöflichen Sitze von Fünfkirchen und Veszprim,
und späterhin auch der Metropole vonColocza (l637—97). Auf S.'s
erzbischöfiichem Gebiethe wurde der Sieg erfochten, der jede " -^
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie